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Belletristik: Heidas Traum

Dieser Beitrag enthält eine Rezension (Selbst gekauft) und Affiliate Links (Die Links zu Amazon). Mehr dazu hier.

Bei diesem Buch betrat ich Neuland – sowohl inhaltlich als auch vom Aufbau her. Während ich bei Romanen normalerweise eine Geschichte mit einem Spannungsbogen erwarte, war Heidas Traum von Steinunn Sigurdardottir ganz anders aufgebaut. Und zog mich vielleicht gerade deswegen so schnell in seinen Bann.

Der Klappentext

(gemäss Amazon)

Die isländische Schäferin Heida ist ein Freigeist und eine Kämpferin. Allein mit 500 Schafen auf einer abgelegenen Farm trotzt sie nicht nur Wind und Wetter, sondern auch einem Energieunternehmen, das in ihrem Tal einen Staudamm bauen will. Nach einer Modelkarriere in New York kehrte sie auf die heimatliche Farm zurück und lebt heute eng verbunden mit der Natur an der Grenze zur bewohnbaren Welt. Steinunn Sigurðardóttir, eine der wichtigsten Autorinnen Islands, erzählt Heidas Geschichte mit großem poetischem Gespür. Sie weckt mit jeder Zeile Sehnsucht nach Island – nach der wilden Natur, der Einsamkeit und den Menschen. Dieses Buch ist ein Schatz für Naturliebhaber und Island-Enthusiasten.

Meine Meinung

Nachdem ich mich an den ungewöhnlichen Aufbau gewöhnt hatte, faszinierte mich das Buch unglaublich – insbesondere wegen seiner sehr starken Hauptdarstellerin. Heida erzählt darin im Plauderton von ihrem Leben. Ein grosser Teil wird dabei von Erzählungen über ihre Farm eingenommen. Ich hatte vor der Lektüre ehrlich gesagt keine Ahnung, was man es alles auf einer Schaffarm zu tun gibt – ausser Schafe hüten natürlich. Gerade deshalb fand ich es sehr spannend, ihre Berichte zu lesen – von der Fötenzähltour über das Lammen bis hin zum Eintreiben der Schafe.

Das Mutterschaf mit dem verletzten Lamm brachten wir in eine andere Box. Es lebte nur noch wenige Stunden. Natürlich nimmt einen so etwas mit, genau wie viele andere Dinge, die beim Lammen schiefgehen können. Doch wer das Glück hat, etwas zu besitzen, muss es auch aushalten können, es zu verlieren.

Aus Heidas Traum

Dabei ist die Erzählweise schonungslos ehrlich und gleichzeitig wunderbar poetisch. Diese Berichte werden immer wieder von kürzeren Passagen unterbrochen, in denen Heida von ihrem Leben und ihren Einstellungen zu verschiedenen Themen berichtet. Heida ist eine äusserst starke und beeindruckende Frau – das sorgte dafür, dass ich auch diese Kapitel sehr gerne las. Wäre das nicht so gewesen, hätten mich diese „Alltagsgeschichten“ wahrscheinlich nicht so in den Bann ziehen können.

Als ich klein war, hat man mir immer gesagt, ich könnte ein eigenes Heim gründen, sobald ich einen Mann hätte. Das habe ich nie verstanden und fragte mich immer: Warum braucht man einen Mann, um ein eigenes Heim zu gründen? Offensichtlich habe ich das immer noch nicht kapiert, nach so vielen Jahren.

Aus Heidas Traum

Später erfuhr ich, dass die Autorin viele Gespräche – oftmals auch telefonisch – mit Heida geführt hat und dabei diesen Roman verfasst hat. Das merkt man insofern, dass sich manche Details immer mal wieder wiederholen – halt so, als würde man tatsächlich eine nette Plauderei mit Heida führen.

Meiner Ansicht nach habe ich nicht das Recht, den Boden oder das Wasser von Ljotarstadir zu verkaufen und damit für immer und ewig dem Land zu schaden, das mir für die Dauer eines Arbeitslebens anvertraut wurde. Ich hätte nicht gewollt, dass meine Eltern oder Grosseltern einen Teil ihres Landes veräussern, um Lippenstift und einen neuen Traktor zu kaufen.

Aus Heidas Traum

Der dritte grosse Bereich besteht aus einem chronologischen Bericht über ihren Kampf gegen das Energieunternehmen, welches ein Kraftwerk auf ihrem Land bauen möchte. Während ich mich bei der restlichen Lektüre sehr entspannt zurück lehnen konnte und die Eindrücke auf mich wirken liess, fieberte ich hier richtig mit Heida mit. Man spürt, wie sehr sie von diesem Kampf mitgenommen wurde und wie viel ihr an dem Land liegt – das verleiht dem Buch eine wunderbare Emotionalität.

Ich finde es wirklich erstaunlich, dass man nicht energischer an neuen Methoden zur Stromgewinnung arbeitet und stattdessen einen Haufen Leute lossschickt, um mehr und mehr Täler ausfindig zu machen und in Dreckspfützen und Sandwüsten zu verwandeln.

Aus Heidas Traum

Fazit

Dieses Buch ist kein Pageturner und fokussiert sich nicht auf die Spannung. Es ist statt dessen eine absolut bezaubernde Lektüre über ein Leben, welches mir zwar völlig fremd ist und einer Hauptperson, die mir in vielen Ansichten gleichzeitig so stark ähnelt. Wenn Du eine etwas ruhigere Lektüre suchst, bist Du damit genau richtig beraten.

Wie wichtig ist Dir Spannung in einem Buch?

Das Buch wurde von mir selbst gekauft.

Dieser Artikel erschien auf www.eigenerweg.com / Fotos von mir selbst.

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