BücherRomane

Belletristik: Tag für Tag

Dieser Beitrag enthält eine Rezension (Rezensionsexemplar erhalten) und Links Mehr dazu hier.

Manchmal wage ich mich an ein Genre, welches für mich völlig neu ist. Einerseits weitet das die grosse Blase, welche uns umgibt und andererseits weiss man ja nie – vielleicht entdecke ich plötzlich ein neues Lieblingsgenre.

Bei Tag für Tag von Saskia Luka hatte ich gleich ein gutes Gefühl – ein Buch, welches den Buchpreis 2019 der Stiftung Ravensburger Verlag gewonnen hat, muss ja schliesslich einiges hermachen.

Der Inhalt (gemäss Klappentext)

Drei starke, eigensinnige Frauen leben plötzlich unter einem Dach: Maria, die vor Kurzem ihren Mann verloren hat, ihre siebzehnjährige Tochter Anna, die nach ihren Wurzeln forscht, und Marias Mutter Lucia – ohne es so recht zu wollen, wurde sie von Maria aus ihrem kleinen Dorf in Kroatien nach Bayern umgesiedelt. Für alle Beteiligten ist diese Konstellation Herausforderung genug. Doch Maria lässt zudem eine grundlegende Frage nicht los: Wenn einem mit dem Tod der großen Liebe die einzige Heimat genommen wurde, wo fängt man an, nach einer neuen zu suchen? Eine berührende Liebeserklärung an das Leben mit seinen vielen Unwägbarkeiten und plötzlichen Abschieden.

Meine Meinung

Zu Beginn fiel mir der Einstieg in das Buch ein klein wenig schwer. Ich bin mir rasante Geschichten gewohnt, Geschichten mit Spannung, mit einem klaren Plot oder Geschichten, welche das Herz rasen lassen. Bei „Tag für Tag“ kann man sich aber nicht einfach von den Stromschnellen eines Wildwasserbachs mitreissen lassen, sondern muss sich ganz und gar auf die feine Poesie eines lieblichen Sees einlassen. Als mir dieser Unterschied erst einmal bewusst wurde, konnte ich das Buch aber kaum noch aus der Hand legen.

Sie betrachtete gerne Menschen und suchte nach Eigenheiten und Besonderheiten und nach der Zeit. Nach tiefen Furchen zwischen den Augenbrauen, Haaren in Nasenlöchern, Muttermalen, Narben, Warzen, aufgeplatzten Äderchen, grünen Augen, blauen, braunen, müden, wachen, abgekauten Fingernägeln, Pickeln, Herpes, Buckeln und den ersten grauen Haaren, den feinen Falten um die schönen Augen einer Mutter, den dunklen Schatten, die von der Verletzlichkeit erzählten, von der Erschöpfung, die tief unter die Haut ging, den dunklen Adern, die wie eine zweite Haut aus dünnen Ästen auf Lucias Händen sassen, und sie betrachtete jetzt ihre eigenen Hände, die kräftig waren, durch ihre Arbeit, rot, rau und rissig, trockener Ton klebte auf ihren Fingern und Handflächen.

Aus „Tag für Tag“

Saskia Luka schreibt sehr feinfühlig über schwierige Themen, welche uns nahe gehen. Die Hauptperson, Maria, hat erst kürzlich ihren Mann verloren. Nachdem ihre Mutter, Lucia, bei ihr eingezogen ist, wird sie tagtäglich mit der Vergänglichkeit des Lebens konfrontiert. Ihre Tochter, Anna, ist hingegen auf den Suchen nach ihren Wurzeln und wirft hiermit viele Fragen zur Identität auf. Kann man seine Identität an einer Nationalität festmachen und lässt sich diese beliebig ändern? Brauchen wir die sogenannten „Wurzeln“ überhaupt? Und wie wichtig ist die „Heimat“?

Zu Töpfen musste sie eine unergründliche, innige Liebe empfinden. Und sie hatte recht behalten, die Töpfe blieben ihr bis in alle Zeit. Es war eben doch nicht alles vergänglich. Körper mochten verfallen, Töchter verschwinden, aber es gab Dinge, die blieben.

Aus „Tag für Tag“

Ich mochte den Schreibstil unglaublich gerne – poetisch, sanft und gleichzeitig sehr eindringlich. Die Autorin schafft es, mit wenigen Worten eine Atmosphäre zu zaubern, welche Dich gefangen nimmt. Dabei passiert im Verlauf des Buches gar nicht einmal allzu viel spektakuläres – es sind nicht die bahnbrechenden Handlungen oder die Action die hier zählen. Statt dessen erfahren wir, wie Maria Tag für Tag weiterlebt und wie sie lernt, mit den schwierigen Situationen umzugehen.

Listopad hiess Blätterfall, ein Wort wie Wasserfall, nur schöner, leiser – ein Wort, das vertraut und zugleich fremd war, und das auch auf die Liste der Sehnsuchtsdinge gehörte.

Aus „Tag für Tag“

Fazit

Wenn Du Lust auf eine zarte Geschichte hast, welche die Freude am Leben betont, bist Du mit „Tag für Tag“ genau richtig beraten.

Herzlichen Dank an den Kein & Aber Verlag für das Rezensionsexemplar.

Dieser Artikel erschien auf www.eigenerweg.com / Fotos von mir selbst.

Dir hat der Artikel gefallen? Dann teile ihn mit Deinen Freunden:
Tags:

Ich freue mich sehr über Deine Rückmeldung. Bitte beachte dazu die Hinweise zum Datenschutz unter "Impressum und Datenschutz".

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert