Dieser Beitrag enthält eine Rezension (Rezensionsexemplar erhalten) und Links. Mehr dazu hier.
Fragst Du Dich auch manchmal, wie es mit unserer Welt weitergehen wird? Wie sieht unser Alltag in 10 Jahren aus? Denken wir dann noch selbst oder werden wir vielleicht schon komplett von einer künstlichen Intelligenz beeinflusst?
In Die grossen Neun wirft Amy Webb einen Blick auf verschiedene Zukunftsperspektiven – insbesondere im Zusammenhang mit den 9 grössten Tech-Titanen.
Der Inhalt
Genau genommen geht es in diesem Buch aber gar nicht wirklich um die grössten Player im Technologie Bereich. Der Ordnung halber zähle ich sie hier dennoch nochmals auf:
- IBM
- Microsoft
- Amazon
- Apple
- Tencent
- Baidu
- Alibaba
Ich habe tatsächlich sehr lange gebraucht, bis ich festgestellt habe, dass diese alle schon auf der Titelseite aufgeführt wurden.
Du fragst Dich nun mit Sicherheit, was in diesem Fall das Hauptthema von „Die grossen Neun“ ist. Abgesehen von ihrer Grösse haben diese Firmen noch eine weitere Gemeinsamkeit: Sie treiben die Entwicklung von KI (Künstlicher Intelligenz) mit aller Macht voran. Diese steht auch im Fokus dieses Buches.
Falls Du Dich mit dieser Thematik bisher noch nicht vertieft auseinandergesetzt hast, wirst Du Dich über die ersten Kapitel freuen. In diesen geht die Autorin nämlich nochmals im Detail auf KI ein und erklärt Dir, um was es sich dabei handelt (Ich sage nur „Alexa“).
Manche der Beispiele und Metaphern waren mir natürlich schon bekannt – allerdings habe ich auch schon mehrere Dutzend Bücher zum Thema gelesen. Wenn Du neu in dieses Gebiet einsteigst, ist die Zusammenstellung jedoch äusserst gelungen. Interessant fand ich auch, dass die Autorin auf die Problematik der „Programmierung“ der KI eingeht. Wenn sie nur Daten eines bestimmten Bereiches zum Lernen erhält (z.B. nur Input von weissen Männern) wird sie automatisch von falschen Annahmen ausgehen – vergleichbar mit einem Kind, welches in einem bestimmten Umfeld aufwächst und die entsprechenden Meinungen seiner Eltern als „die Wahrheit“ empfindet.
Ich war dabei nie so ganz sicher, wie die Einstellung der Autorin zu künstlicher Intelligenz wirklich ist. Mal lobt sie China für die fehlenden Datenschutz- und Sicherheitsbeschränkungen, welche dafür sorgen, dass die Forschung ziemlich schnell voran kommt. In anderen Momenten warnt sie genau davor und zeigt auf, was dies für verheerende Folgen haben könnten. Auch ihre Einstellung gegenüber den grossen Neun war dann doch etwas naiv – die meisten (wenn nicht sogar alle) verfolgen sicherlich primär Gewinnabsichten oder streben nach Macht und setzen nicht unbedingt die Rettung der Welt in den Fokus.
Die neun Grossunternehmen verfolgen möglicherweise dasselbe here Ziel – den Code maschineller Intelligenz zu knacken, um Systeme zu bauen, die wie Menschen denken können -, doch das Ergebnis ihrer Arbeit könnte der Menschheit nicht wiedergutzumachenden Schaden zufügen.
Aus „Die grossen Neun“ von Amy Webb
Während mich diese unterschiedlichen Ansichten manchmal etwas verwirrten, sorgten sie dennoch dafür, dass Du Dir selbst eine Meinung bilden kannst – ohne von einer vorgefertigten Idee beeinflusst zu werden.

Dafür sorgte auch der zweite Teil des Buches, in welchem die Autorin drei verschiedene Zukunftsszenarien aufzeichnet. Eines ist ein äusserst positver Weg, eines ein durchschnittlicher und eines sehr pessimistisch. Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass alle drei Szenarien eintreffen – je nachdem, wie wir uns weiterhin gegenüber der KI (resp. den Unternehmen, welchen damit arbeiten) verhalten.
Geschwindigkeit ist aber nicht die einzige massgebliche Kennzahl. Würden wir das Gehirn eines Hundes auf 10 Billiarden Rechenschritte beschleunigen, könnte er trotzdem nicht plötzlich Differentialgleichungen lösen – er würde immer noch im Garten herumschnüffeln und hinter jeder Katze herjagen.
Aus „Die grossen Neun“ von Amy Webb
Leider konzentrierte sich die Autorin ausschliesslich auf Amerika und China – die Welt dazwischen scheint für sie nicht zu existieren. Diese Sichtweise war mir etwas zu eingeschränkt, selbst wenn alle der grossen neun Unternehmen aus einem dieser beiden Ländern stammen.
Im letzten Kapitel zeigt die Autorin einige Lösungsansätze auf, welche dafür sorgen könnten, dass wir uns eher zu dem positiven Szenario hin bewegen. Ich fand die ethischen Fragestellungen zum Thema KI äusserst interessant. Viele der Inputs sind zudem auch von „normalen“ Menschen umsetzbar – auch wenn sie natürlich hauptsächlich an die grossen Regierungen appelliert.
Das Buch ist eine äusserst gelungene Zusammenstellung zum Thema künstliche Intelligenz – insbesondere durch die vielen verschiedenen Ansichten, welche darin wiedergegeben werden, hast Du die Möglichkeit, Dir Deine eigene Meinung dazu zu bilden.
An dieser Stelle möchte ich mich herzlich beim PLASSEN Verlag für das Rezensionsexemplar bedanken.
Dieser Artikel erschien auf www.eigenerweg.com / Fotos von mir selbst.
„Leider konzentrierte sich die Autorin ausschliesslich auf Amerika und China – die Welt dazwischen scheint für sie nicht zu existieren. Diese Sichtweise war mir etwas zu eingeschränkt, selbst wenn alle der grossen neun Unternehmen aus einem dieser beiden Ländern stammen.“
Das ist insbesondere schade, weil Europa in der Grundlagenforschung zur KI immer noch die Nummer 1 ist. China und Amerika machen viel Industrieforschung (bzw. Überwachungstechnik mit KI in China), aber die Grundlagen stammen immer noch aus Europa.
Lieber David
Vielen Dank für die spannenden Informationen – das wusste ich bisher selbst noch nicht und macht natürlich die einseitige Fokussierung noch etwas unglücklicher.
Liebe Grüsse
Ariana