Dieser Beitrag enthält eine Rezension (Rezensionsexemplar erhalten) und Affiliate Links. Mehr dazu hier.
Gerade weil ich Kälte im Vergleich zu anderen Menschen weitaus weniger toleriere, interessiere ich mich sehr dafür. Vor einiger Zeit war ich zum Beispiel mit einigen Freunden beim Klettern. Während andere noch im Trägertop da sassen, hatte ich mich bereits in die Daunenjacke eingewickelt. Natürlich fragte ich mich (und alle anderen sich ebenfalls): Warum ist das so?
Nachdem ich schon vom Buch Extrem Gesund fasziniert war, reizte es mich umso mehr, auch Die Heilkraft der Kälte von Dr. Josephine Worseck in Angriff zu nehmen.
Der Inhalt
Während ich mich normalerweise nicht allzu sehr für den Lebenslauf des Autors interessiere, war dieser ziemlich spannend. Josephine Worseck hat nämlich zuerst Biologie studiert und am Max-Planck-Institut für molekulare Genetik doktoriert. Nach einigen Jahren im Business Development eines Biotechnologieunternehmen absolvierte sie eine Yogalehrer-Ausbildung, eine Ausbildung als Heilpraktikerin und eine Weiterbildung als erste weibliche Wim-Hof-Trainerin Deutschlands.
Diese Kombination führt zu einer sehr spannenden Schreibweise. Einerseits erfährst Du unglaublich viel über die wissenschaftlichen Hintergründe der Kälte und was diese im menschlichen Körper auslöst. Gleichzeitig kommt dabei aber auch der mentale Aspekt nicht zu kurz – faszinierend.
Wim Hofs eigene Kältekammer hat „nur“ minus 23°C und im Winter trainiert er sowieso viel lieber draussen. Sein Kommentar hierzu: Hast du schon mal einen Eisbären in der Kältekammer gesehen?
Aus „Die Heilkraft der Kälte“
Der Einstieg in das Buch ist aber erst einmal luftig-locker. Da erzählen Dir zahlreiche Menschen, weshalb sie von Kälte überzeugt sind – und sorgen mit Fotos in zugefrorenen Seen, leicht bekleidet auf der Skipiste oder in sprudelnden Gebirgsbächen für Gänsehautfeeling.

Anschliessend geht es mit der Theorie los. Diese kann zum Teil sehr komplex werden – die Zusammenhänge werden jedoch mit vielen Grafiken schön veranschaulicht. Die Autorin geht dabei auch auf die unterschiedlichen Leser ein – für diejenigen, die mehr wissen wollen, streut sie immer wieder einmal Stichworte ein, welche für eine weitergehende Recherche hilfreich sind. Die anderen werden beruhigt – man muss die Theorie nicht bis ins letzte Detail verstehen, um von den Vorteilen der Kälte profitieren zu können.
Das Ergebnis überraschte mich als Doktorin der Molekularbiologin so sehr, dass ich heute als zertifizierte Wim-Hof-Trainerin dieses Buch schreibe. Die Ergebnisse sind dahingehend überraschend, das ein bisher autonom geglaubtes System durch bewusste Steuerung beeinflusst werden kann.
Aus „Die Heilkraft der Kälte“
Schön fand ich zudem, dass bereits in diesen ersten Kapiteln (und natürlich auch später noch) immer wieder zahlreiche Praxisübungen vorgestellt werden. Davon sind manche leicht umzusetzen (z.B. kalte Duschen oder Barfusslaufen) und andere komplexer (Eisbaden). Unabhängig davon werden sie jedoch alle Schritt für Schritt erklärt. Ausserdem weisst die Autorin immer wieder auf Sicherheitsmassnahmen im Zusammenhang mit der Kälte hin – sie kann schliesslich nicht nur heilen, sondern auch zerstören.

Nach einem sehr spannenden Abriss über die Geschichte der Kälteanwendungen, geht es mit den konkreten Umsetzungsmöglichkeiten los. Diese wurden in drei verschiedene Kapitel aufgeteilt: Zuerst erfährst Du, wie Du die Kälte im Sport nutzen kannst, anschliessend wird Dir gezeigt, wie Du damit körperliche Beschwerden verringern kannst (Z.B. in Bezug auf das Immunsystem) und im letzten Kapitel wird der Bereich Körper, Geist und Seele besprochen.
Natürlich bringt so eine umfassende Besprechung mit sich, dass manche Themen für mich weniger interessant waren. So finde ich zwar eine Kryosauna vom Prinzip her spannend – würde diese aber schon aus Kostengründen nicht regelmässig verwenden. Daher habe ich dort nicht alle Informationen im Detail studiert. Andererseits ist das Buch aber genau wegen diese Themenvielfalt auch ein hervorragendes Nachschlagebuch – wenn ich später einmal etwas in diese Richtung ausprobieren möchte, weiss ich genau, wo ich suchen muss.
Toll fand ich, dass nicht nur erklärt wurde, dass etwas funktioniert (z.B. Kühlanwendungen vor bestimmten Sportarten), sondern auch warum. So macht es z.B. nun für mich Sinn, dass man vor dem Kraftsport sich aufwärmen soll – vor anderen Sportarten aber eine Kühlung bevorzugen sollte.

Gerade im Kapitel über die körperlichen Beschwerden wurden auch viele Studien zitiert. Dabei ist die Autorin sehr offen und zeigt auch klar auf, welche Studien z.B. zu klein oder nicht doppelt geprüft waren, um eine 100% sichere Antwort zu erhalten. Andererseits sind ihre Argumente, warum etwas funktionieren könnte immer sehr schlüssig – da merkt man den wissenschaftlichen Hintergrund.
Eine leichte Abnahme der Körperkerntemperatur um 0.5 bis 1 °C stellt einen förderlicheren Reiz für das Immunsystem dar, eine stärkere Abnahme der Körperkerntemperatur kann es vermutlich überlasten.
Aus „Die Heilkraft der Kälte“
Mir hat das Buch sehr gut gefallen – insbesondere weil ich so viel neues über den menschlichen Körper gelernt habe. Indem die Autorin auch vollkommene Kälte-Anfänger an die Hand nimmt und am Schluss ein sanftes Einstiegsprogramm vorstellt, hat sie es geschafft, meine Abneigung gegen die Kälte etwas zu verringern. Nun heisst es nur noch: Ausprobieren und prüfen, ob ich bei der nächsten Kletterrunde vielleicht gar keine Daunenjacke mehr brauche.
An dieser Stelle möchte ich mich herzlich beim riva Verlag für das Rezensionsexemplar bedanken.
Dieser Artikel erschien auf www.eigenerweg.com / Fotos von mir selbst.