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Buchbesprechung: Die Narzissten unter uns

Dieser Beitrag enthält eine Rezension (Rezensionsexemplar erhalten) und Affiliate Links. Mehr dazu hier.

Nachdem ich am Wochenende bereits so sehr von „Das entzündete Gehirn“ geschwärmt habe, traue ich mich beinahe nicht, diese Woche schon wieder so zu beginnen. Aber was soll es – schliesslich blogge ich hier, um Dir die tollsten Leckerbissen auf dem Buchmarkt vorzustellen. Und bei „Die Narzissten unter uns“ von Thomas Erikson handelt es sich um genau so ein Buch. Eines das begeistert, inspiriert und vor allem zahlreiche Aha-Momente liefert.

Der Inhalt

Nehmen wir das offensichtliche gleich zu Beginn vorneweg: Es ist als Laie kaum möglich, jemandem eine Persönlichkeitsstörung zu diagnostizieren. Nichtsdestotrotz kann man gewisse Verhaltensweisen erkennen und lernen, damit umzugehen. Und genau darum dreht es sich in diesem Buch.

Um eine gute Basis zu schaffen, geht der Autor gleich zu Beginn auf die grosse Frage ein, was Narzissmus eigentlich ist. Spannend fand ich dabei, dass er dabei auch auf das Zusammenspiel zwischen der Gesellschaft und Narzissmus eingeht. Einige Verhaltenseigenschaften werden z.B. heutzutage vom Umfeld eher gefördert und man könnte sich fragen, ob es nicht sogar gut sei, narzisstische Züge aufzuweisen. All diese Fragestellungen bespricht der Autor in den ersten Kapiteln sehr ausführlich .

Narzisst:innen sind ziemlich ungeduldig; sie sind auf schnelle Belohnung gepolt. Sie können den Schein nicht ewig aufrechterhalten. Daher kann es ich als grosser Fehler erweisen, die Vertrauenswürdigkeit einer Person anhand ihres Verhaltens in der Vergangenheit zu beurteilen.

Aus „Die Narzissten unter uns“

Mir gefiel dabei ausgesprochen gut, dass er das Thema nicht nur oberflächlich sondern sehr vertieft behandelt. Was braucht es, damit jemand narzisstisch wird? Ist das angeboren? Und wieso ist es schädlich? Dabei beschreibt er z.B. auch den Einfluss der Erziehung oder den Unterschied zwischen Psychopathen und Narzissten.

Besonders interessant fand ich jedoch jeweils die Punkte, in welchen er Strategien und Ratschläge, zum konkreten Umgang mit Narzissten gibt.

Wie geht man richtig mit dem Love Bombing von Narzisst:innen um? Bewahre einen kühlen Kopf und denke an Folgendes: „Wenn es zu schön kling, um wahr zu sein, ist es das wahrscheinlich auch.“

Aus „Die Narzissten unter uns“

So erfährst Du, welche Opfer sich diese Personen häufig aussuchen, was die Ziele sind und wie sie diese erreichen. Auch wenn Du mit diesem Toolkit natürlich nicht jemanden diagnostizieren kannst, so kannst Du dennoch gewissen Verhaltensweisen schneller erkennen. Ausserdem erfährst Du, wie Du es schaffst, Dich von diesen Menschen zu lösen. Dabei geht der Autor auf die unterschiedlichsten Beziehungen ein – sei dies in der Familie, in der Partnerschaft oder im Arbeitsumfeld.

Menschen mit starkem Einfühlungsvermögen gehören zu ihren bevorzugten Zielen, denn diese Menschen sind immer bereit dafür, scheinbar Hilfsbedürftige mit offenen Armen zu empfangen. Narzisst:innen sind sehr geschickt darin, das Opfer zu spielen, selbst wenn sie in Wirklichkeit die Aggressor:innen sind. Es ist ein bisschen wie ein Wolf, der um Hilfe ruft, nachdem er ein Schaf entdeckt hat.

Aus „Die Narzissten unter uns“

Sehr interessant fand ich zudem das letzte Kapitel, welches sich ganz der narzisstischen Kultur widmet. Dabei geht es einerseits natürlich darum, wie das Umfeld narzisstische Verhaltensweisen prägt. Andererseits verändert sich auch der kollektive Narzissmus – so wird z.B. beschrieben, dass es vermehrt Gruppierungen gibt, welche so bewusst aggressiv vorgehen, dass man merkt, dass sie eigentlich gar keine Debatte möchten. Es geht nur darum, die eingebildeten Feinde zu vernichten.

Dabei geht der Autor auch auf Ideen in der Vergangenheit ein, über welche wir heutzutage nur den Kopf schütteln können und wie diese entstehen können. Auch populäre Mythen (z.B. dass man nett zu den Tätern auf dem Schulhof sein muss, weil sie eigentlich wenig Selbstwertgefühl haben) entlarvt der Autor gekonnt.

Natürlich muss jeder für sich selbst entscheiden, wie viel psychische oder physische Misshandlung er zu akzeptieren bereit ist. Ich persönlich glaube an die Null-Toleranz-Politik. Wenn man kleine Dinge durchgegen lässt, können sie grösser werden.

Aus „Die Narzissten unter uns“

Der Schreibstil ist sehr klar und schlicht mit vielen schnell anwendbaren Ratschlägen. Dies hat wunderbar zum Thema gepasst und sorgt für ein unkompliziertes Lesevergnügen.

Alles in allem war ich von diesem Buch restlos begeistert. Sowohl die Blicke hinter den Vorhang als auch die aktiven Handlungsempfehlungen waren genial und haben mir zahlreiche Inputs gegeben. Ich bin mir daher sicher, dass jeder davon profitieren kann – schliesslich gibt es in unserer Gesellschaft zahlreiche Menschen mit narzisstischen Zügen.

Dieser Artikel erschien auf www.eigenerweg.com / Vielen Dank an den mvg Verlag für das Rezensionsexemplar. Fotos von mir selbst.

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