Dieser Beitrag enthält eine Rezension (Rezensionsexemplar erhalten) und Links. Mehr dazu hier.
Bei diesem Buch muss Dir bewusst sein: Das liest sich nicht einfach so in zwei oder drei Stunden. Ziemlich wahrscheinlich auch nicht in fünf. Und auch nicht in acht.
So dicke Wälzer verursachen bei mir immer ein diffuses Angstgefühl. Es gibt so viel, das schief gehen könnte. Vielleicht ist es langweilig geschrieben. Oder zu kompliziert. Jemanden wie mich über 500 Seiten lang an der Stange zu halten, ist schliesslich keine leichte Sache.
Erschwerend kam hier noch dazu, dass das Thema eher brisant ist. Trump polarisiert wie wahrscheinlich kein Präsident vor ihm und ich machte mir etwas Sorgen, dass es sich hier um ein politisch gefärbtes Buch handeln könnte (wie z.B. Das Buch über Trump, welches ich vor einigen Monaten rezensiert habe).
Tja – was soll ich sagen? Ich war nach der Lektüre so begeistert, dass ich sofort nach weiteren Büchern der beiden Autoren gesucht habe. Ich kann mich der USA Today nur anschliessen – bei Die Wahrheit über Trump von Michael Kranish und Marc Fisher handelt es sich wirklich um ein Meisterstück.
Der Inhalt
Ich nahm mir vor, an die Lektüre dieses Buches ganz unvoreingenommen heranzugehen. Das war allerdings nicht so leicht, wie es sich nun anhört. Trump erschien mir persönlich immer wie ein pöbelnder, bildungsferner Dummkopf und es war mir absolut unbegreiflich, wie er es geschafft hatte, zum Präsident gewählt zu werden. Ich erhoffte mir einige Antworten auf all diese Fragen, die sich in meinem Kopf drehten.
Diese erhielt ich – und noch viel mehr Informationen. Auch wenn ich mich deutlich länger als üblich mit diesem Buch beschäftigte, war doch jede einzelne Sekunde ein Genuss.
Das verdanke ich voll und ganz den Autoren. So ist bereits der Aufbau ziemlich clever gewählt: Sie berichten nicht streng chronologisch vom Leben des Präsidenten sondern gruppieren die Kapitel um bestimmte Abschnitte seines Lebens. So erfährst Du z.B. einmal vor allem etwas über seine Finanzen, in einem anderen Kapitel etwas über seine Frauengeschichten und wieder später über seine Fernsehsendungen.
Er hat ekelhafte Sachen über Menschen aus anderen Ländern gesagt. Er hat einen Raum geschaffen für die Hässlichkeit, die sich aus ihren dunklen Ecken wagt.
Aus „Die Wahrheit über Trump“ – Zitat von Shmuel Herzfeld
Dabei haben die Autoren im Vorfeld hunderte von Personen (inklusive Trump) selbst interviewt und flochten diese Zitate geschickt in die Berichte ein. So war es ihnen möglich, über beide Seiten zu berichten, ohne selbst parteiisch zu werden. Gleichzeitig sorgte dies für einen abwechslungsreichen und spannenden Lesegenuss – was bei Biographien ja nicht unbedingt die Regel ist.
Er war genau das, was er der Öffentlichkeit präsentierte: Ein Geschäftsmann, der seinen Profit mehrte, der gewinnen wollte. Er verwendete gerne „ehrliche Übertreibungen“. Er vernichtete seine Gegner. Er verunglimpfte „Loser“. Er verbrachte lieber Zeit im Büro als mit seinen Ehefrauen oder Kindern. Er tat was nötig war. Und er zockte.
Aus „Die Wahrheit über Trump“
Zeitlich wird das gesamte Leben von Trump beleuchtet – allerdings nur bis kurz nach seiner Wahl zum 45. Präsidenten von Amerika. Mich würde es ja sehr reizen, einen entsprechenden Folgeband zu lesen.

Jetzt fragst Du Dich mit Sicherheit, was ich denn nun aus diesem Wälzer mitgenommen habe. Was ist wirklich die „Wahrheit über Trump“?
Grundsätzlich ist es natürlich kaum möglich, so viel Inhalt in einem einzigen kurzen Blogbeitrag zusammenzufassen. Ich muss gestehen, dass ich sehr wenig über Donald Trumps Geschäfte vor seiner Wahl zum Präsidenten wusste und es sehr spannend fand, wie er diese aufgebaut hat.
Meine Meinung musste ich insbesondere bei seiner Einstellung gegenüber Frauen korrigieren. Während er sich zwar nach aussen äusserst abschätzig gab, stellte er in seiner Firma für wichtige Führungspositionen oftmals Frauen ein und förderte diese entsprechend. Hier wirkte es ein wenig so, als wäre er der bellende Hund, der dann doch nie zubiss.
Trump sagte oft, er hätte nicht mal Zeit zum Atmen, wenn er wirklich mit all den Frauen Umgang gepflegt hätte, mit denen er angeblich ausging. Die Leute „wären überrascht, dass mein Leben weit weniger glamourös ist, als sie gedacht haben, inklusive aller Geschichten über irgendwelche Supermodels“, sagte er.
Aus „Die Wahrheit über Trump“
Dies machte mich jedoch mitnichten zu einem Fan von ihm. Seine restlichen Charakterzüge wirkten nämlich fast noch schlimmer, als wenn er einfach nur dumm und pöbelhaft gewesen wäre. Im Verlaufe seiner Karriere zeigte er immer wieder eine beispiellose Rücksichtslosigkeit. Es wirkte für mich, als hätte er keinerlei Gewissen – was zahlreiche Aussagen von ihm immer wieder bestätigten (z.B. dass er kaum Freunde hat und diese auch nur alle paar Jahre sieht – wie kann man so leben?).
Indem er es weder mit der Wahrheit noch mit Gesetzen besonders eng nahm und durch seine Beziehungen (Er „spendete“ laufend an wichtige Politiker etc.) und sein Geld kaum je zur Rechenschaft gezogen wurde, schaffte er es, mit fast allem durchzukommen. Das hat ihn in seiner extremen Egozentrik mit Sicherheit noch unterstützt.
Aber es war wie ein bemerkenswert klarsichtiger Blick durch ein Fenster auf das, was kommen würde. Trump wollte und konnte nicht gezähmt werden. Er war absichtlich unberechenbar. Ein Meister der Improvisation, absolut selbstsicher, was sein Bauchgefühl anging. Er pfiff auf Political Correctness, beleidigte Einzelpersonen und ganze Gruppen ohne Rücksicht auf politische Konventionen“.
Aus „Die Wahrheit über Trump“
Äusserst interessant fand ich ebenfalls, dass er sein Fähnlein einfach immer in den Wind hängte und sich seine Meinungen so schnell änderten, wie es die Umstände erforderten. So war er z.B. mit den Clintons gut befreundet und spendete ihnen regelmässig Geld, beschäftigte selbst zahlreiche illegale Immigranten oder unterstützte sozialliberale Anliegen (z.B. das Recht auf Abtreibung). Als das nicht mehr in seine Karrierepläne passte, änderte er einfach seine Richtung und behauptete das Gegenteil.
Wollen wir wirklich so jemanden als mächtigsten Mann der Welt?
Alles in allem kann ich Dir das Buch sehr empfehlen, wenn Du mehr über Donald Trump wissen möchtest und Dir Deine eigene Meinung bilden willst.
Wie stehst Du zu Trump?
An dieser Stelle möchte ich mich herzlich beim PLASSEN Verlag für das Rezensionsexemplar bedanken.
Dieser Artikel erschien auf www.eigenerweg.com / Fotos von mir selbst.