Dieser Beitrag enthält eine Rezension (Rezensionsexemplar erhalten) und Links Mehr dazu hier.
Weisst Du was das Schöne an einem Buchblog ist? Ich stolpere immer wieder einmal über Bücher, welche mir normalerweise gar nicht ins Auge gefallen wären. So hätte ich wahrscheinlich nie zu „Eine Frau ist eine Frau ist eine Frau“ von Phenix Kühnert gegriffen. Und dennoch war ich danach wieder einmal hin und weg. In der heutigen Rezension erfährst Du, was mir besonders gut an diesem Buch gefallen hat.
Der Inhalt (gemäss Klappentext)
Phenix Kühnert schreibt, als würde sie eine ganze Nacht lang erzählen mit radikaler Offenheit und Empathie – sich selbst gegenüber, aber auch der Welt, die uns umgibt. Sie berichtet von ihrem Leben als trans Frau, spricht über Dating in Berlin, die Neugier und das Verschwinden von Männern, die Suche nach der Liebe. Sie blickt zurück in ihre Kindheit, deutet Erinnerungen neu, schreibt über Schmerz und Akzeptanz. Schnell wird klar: Diese Geschichte betrifft uns alle. Es ist längst an der Zeit, unsere Gesellschaft anders zu denken. Strukturen und Prägungen, Definitionen von „Männlichkeit“ und „Weiblichkeit“ zu hinterfragen, niederzureissen. Füreinander einzustehen. Phenix Kühnert ist sich sicher: Wir müssen einander zuhören. Denn eines zeigt sich in ihrem Text ganz genau: Diversität ist die wahre Normalität!
Meine Meinung
Es gibt Themen, von denen war ich bisher weder direkt noch indirekt betroffen. Ich weiss zwar mittlerweile, wie wahrscheinlich fast jeder, dass es wichtig ist, zu gendern. Ich kenne die Sternchen und weiss, dass man nicht nur von männlich oder weiblich sprechen kann, sondern es auch noch divers gibt. Aber damit sind meine Kenntnisse schon bald erschöpft.
Wir brauchen Menschen, die sich vielleicht nicht direkt betroffen fühlen (wobei es letztlich so ist, dass im Grunde alle Menschen unter diesen starren Kategorisierungen und den damit einhergehenden Erwartungen leiden) und trotzdem aufklären, sich für Veränderung einsetzen.
Aus „Eine Frau ist eine Frau ist eine Frau“
Umso spannender fand ich daher die Lektüre von „Eine Frau ist eine Frau ist eine Frau“. Wie bereits im Klappentext geschrieben, plaudert die Autorin mit Dir wie mit einer guten Freundin. Du erfährst dabei während der Lektüre ganz beiläufig, was „Jemanden als xyz lesen“ bedeutet, warum bigender und bisexuell nicht das Gleiche ist oder was sich hinter deadnaming verbirgt. Manchmal hatte ich während der Lektüre fast ein bisschen das Gefühl, als würde ich in eine fremde Welt eintauchen.
Aber über meine queere Identität wurde ein Mantel des Schweigens gelegt. Und eigentlich funktionierte das ganz gut. Im Auto auf dem WEg zu Familienfieren sprachen wir oft darüber. Meistens kicherten wir dabei. Wie traumatisch das Schweigen für mich war, wollte niemand sehen, also lachten wir es weg.
Aus „Eine Frau ist eine Frau ist eine Frau“

Daher habe ich die Rezension auch etwas vor mir hergeschoben. Zu vielfältig waren die Fettnäpfchen, welche sich plötzlich vor mir ausbreiteten. Ich wusste zwar mittlerweile ganz klar, dass es sich um eine Autorin handelt – aber hätte ich im oberen Absatz vielleicht Freund*in schreiben sollen? Was darf ich nun noch formulieren? Und vor allem wie?
All diese Erlebnisse liessen in mir die Vermutung grösser und präsenter werden, dass mein Leben einfacher gewesen wäre, wäre ich als „Mädchen“ geboren. Heute habe ich verstanden, dass ich als Mädchen geboren wurde.
Aus „Eine Frau ist eine Frau ist eine Frau“
Zum Glück findest Du einerseits am Ende des Buches einen ausführlichen Glossar. Andererseits macht Phenix Kühnert auch deutlich, dass es durchaus um Begrifflichkeiten geht. Aber nicht nur. Statt dessen verweist sie auf zahlreiche wirklich konkrete Diskriminierungen (wusstest Du z.B. dass schwule und bisexuelle Männer in Deutschland erst seit 2017 Blut spenden dürfen, aber nur, wenn sie 12 Monate keinen Sex mit einem Mann hatten?). Gleichzeitig zeigt sie auf, wie viele Ideen einfach nur in unseren Köpfen existieren. So wurden z.B. viele heute typisch männliche Eigenschaften früher Frauen zugeordnet und umgekehrt (z.B. die Farben blau und rosa).
Fazit
Trans Frauen sind Frauen, trans Männer sind Männer. Keine Männer oder Frauen zweiter Klasse oder einer separaten Kategorie. Ich bin eine Frau. Und eine nicht binäre Person ist weder eindeutig Mann noch eindeutig Frau. Egal, wie die Gesellschaft die Person lesen will oder welches Geschlecht bei der Geburt eingetragen wurde.
Aus „Eine Frau ist eine Frau ist eine Frau“
Ich fand die Mischung zwischen persönlichem Erlebnisbericht aber auch zahlreichen Daten und Fakten äusserst gelungen. Das Buch hat mich zum Nachdenken gebracht, mir viele Aha-Erlebnisse beschert und Fragen beantwortet, die ich bisher niemandem stellen konnte. Wie sie selbst schreibt: Auch wenn wir nicht direkt betroffen sind, ist es wichtig, aufzuklären und sich dort für Veränderungen einzusetzen, wo es möglich ist. Und auch wenn es nebst dem Inhalt beinahe etwas untergeht: Ich liebe das Design! Passend, farbenfroh und einfach nur wunderschön!
Ich kann das Buch daher jedem nur wärmstens empfehlen: Es wird Dich aufrütteln, irritieren, begeistern und gleichzeitig dank des angenehmen Schreibstils auch wunderbar unterhalten.
Dieser Artikel erschien auf www.eigenerweg.com / Vielen Dank an den Haymon Verlag für das Rezensionsexemplar. Fotos von mir selbst.
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