Dieser Beitrag enthält eine Rezension (Rezensionsexemplar erhalten) und Affiliate Links. Mehr dazu hier.
Bei Romanen passiert es mir manchmal, dass ich von einem Buch hin und weg bin – bis ich den Schluss lese. Egal ob dieser unvollständig, unrund oder einfach nur dahingeklatscht wirkt, ein schlechter Schluss hat das Potenzial, ein gutes Buch zu ruinieren. Bei Sachbüchern ist mir das bisher noch nie passiert. Bis zu Fett verstehen und schlank werden von Dr. Sylvia Tara
Der Inhalt
Aber lass uns mit dem grandiosen ersten Teil des Buches beginnen. Ich bin der Meinung, dass eigentlich jeder Mensch seinen Körper sehr gut kennen sollte – schliesslich verbringen wir unser gesamtes Leben in dieser Hülle – die doch so viel mehr ist als eben nur eine „Hülle“.
Körperfett war für mich bisher einfach ein Speicherort für überschüssige Energie. Wohlgemerkt: Von unerwünschter überschüssiger Energie. Nach der Lektüre dieses Buches wusste ich so viel mehr darüber. Dr. Sylvia Tara erläutert nämlich im gesamten ersten Teil, warum wir Fett tatsächlich brauchen.
Es klingt wie ein Horrorfilm: Erst brütet man drei Meter lange Würmer im Darm aus und dann schluckt man einen Giftcocktail, um sie wieder loszuwerden. Aber für einige war das besser, als ein paar zusätzliche Pfunde mit sich herumzutragen.
Ich fand es zudem hochinteressant, zu erfahren, was Fett eigentlich alles kann. Wie es ihm gelingt, sich selbst zu erhalten, resp. zu regulieren und wie es mit dem Rest des Körpers kommuniziert. Oder dass es sogar fähig ist, sich in Knochen umzuwandeln.
Die Autorin beschreibt dabei sehr packend, wie unterschiedliche Forscher sich den Geheimnissen des Fetts genähert haben. Indem sie parallel die Geschichten von echten Menschen erzählt, welche ein Problem mit Fett (z.B. gar keines) hatten, wird die Lektüre äusserst anschaulich.
An dieser Stelle jedoch eine kleine Warnung: Fast alle beschriebenen Forscher haben ihre Erkenntnisse aus Experimenten mit Tieren – insbesondere mit Mäusen. Diese werden in diesem Buch daher auch im Detail erläutert. Wenn Dich das stört, würde ich es Dir nicht empfehlen.
Im Verlaufe des Buches erfährst Du daher auch, weshalb viele Menschen mit Adipositas tatsächlich nichts dafür können. So wird zum Beispiel ein Virus beschrieben, der von Hühnern auf Menschen übertragen wird und tatsächlich für eine starke Zunahme sorgt. Wiederum andere haben mit einer Störung der Hormone oder der Gene zu kämpfen.
Ich denke, wir Menschen haben Scheu vor der Vorstellung, dass wir nicht die volle Kontrolle über uns haben. Dass wirklich eine merkwürdige genetische Variante in unserem Gehirn uns dazu treibt, in die Keksdose zu greifen.
Besonders interessant fand ich auch die Kapitel über die Unterschiede zwischen Frauen und Männern – und warum ein steigender Körperfettanteil insbesondere bei jungen Frauen sehr wichtig ist, um in die Pubertät zu kommen. Auch die Veränderung des Körperfettanteils während des Älterwerdens war sehr spannend zu lesen.
Ich war mittlerweile schon richtig begeistert von diesem Buch und habe es daher auch schon zwei Freunden empfohlen. Bis – naja, bis ich mich dem Ende näherte.
Auf dem Einband und auch im Untertitel wird ja damit geworben, dass man das „Fett verstehen“ könne und anschliessend schlank wird. Nach all den Forschungen und spannenden Ergebnissen zu unterschiedlichen Defekten hätte ich mir daher etwas mehr Ratschläge gewünscht als die üblichen: Mach Sport, ernähre Dich gesund, probiere intermittierendes Fasten aus, lerne Selbstbeherrschung und arbeite mit einem Ernährungstagebuch.
Diese Tipps kennt wohl jeder, der sich schon einmal mit dem Thema „Abnehmen“ beschäftigt hat. Meiner Meinung nach hätte die Autorin auf dieses Kapitel verzichten können, da sich andere Bücher ausführlicher mit dieser Thematik beschäftigen. Aber so lässt sich das Buch natürlich besser verkaufen.
Proietto erkannte die entmutigende Wahrheit: Eine Kombination aus Veränderungen in den Hormonwerten weckte in Menschen, die erfolgreich abgenommen hatten, ein viel stärkeres Hungergefühl als vorher, was sie dazu veranlasste, verlorene Pfunde wieder zuzulegen.
Das alleine hätte mich mit einem etwas schalen Gefühl zurückgelassen, das Leseerlebnis für mich aber noch nicht ganz ruiniert. Allerdings beschreibt die Autorin in der Einleitung ihren Kampf gegen das Gewicht. Sie kann sprichwörtlich eine Lakritzschnecke essen und nimmt schon ein halbes Kilo zu. Daher hat sie sich dazu entschieden, wieder in die Forschung zu gehen und Fett zu studieren, um herauszufinden, weshalb sie so funktioniert.
Schon dieser Hinweis irritierte mich etwas. Schliesslich beschreibt sie keine eigenen Forschungen sondern lediglich die Ergebnisse von anderen Personen. Immer wieder weisen diese darauf hin, dass es beim Verlust von Fett nicht nur um mangelnde Disziplin geht, sondern viel komplexere Zusammenhänge zu beachten sind.
Am Ende des Buches folgt dann die Ernüchterung: Dr. Sylvia Tara fand nur heraus, dass sie schneller zunimmt, weil sie eine Frau mit indischer Abstammung ist und es in ihrer Familie schon immer Gewichtsprobleme gab. Seither ernährt sie sich wieder mit weniger als 1000 Kalorien täglich und führt ein strenges Sportprogramm und lange Fastenperioden durch. Damit ist sie zwar hungrig und es ist eine einzige Qual, aber immerhin nimmt sie ab. Aber das sei nicht so schlimm – Models essen ja auch nur in Fruchtsaft getauchte Wattebällchen und daher seien ihre 1000 Kalorien schon beinahe ein Fest. Das klingt für mich nach einem sehr ungesunden Ratschlag und passt überhaupt nicht zum ganzen Rest des Buches. Ich hatte sogar ein paar Zweifel, ob wirklich sie das Buch geschrieben hat, schliesslich widerspricht sie den ganzen Forschungen, in denen es eben nicht nur um „Disziplin“ geht.
Wie auch immer – es ist natürlich sehr schade, dass ausgerechnet das letzte Kapitel so ein Reinfall war. Wenn Du dieses aber einfach auslässt, findest Du in diesem Buch eine Menge an spannenden Informationen zum Körperfett – auch wenn es an konkreten Ratschlägen mangelt.
Du bist noch unsicher? Hier findest Du weitere Informationen und eine Leseprobe zu dem Buch.
Kennst Du das Gefühl, wenn das Ende Dir den Lesespass bei einem Buch verdirbt? Empfiehlst Du das Buch dann trotzdem weiter?
An dieser Stelle möchte ich mich herzlich beim riva Verlag für das Rezensionsexemplar bedanken.
Dieser Artikel erschien auf www.eigenerweg.com / Fotos von mir selbst.
Sehr guter Inhalt! Ich glaube es mehr Bewusstsein über Ernährung generell geschaffen werden. Es reicht nicht, ausschließlich Pillen einzuwerfen oder kurzfristig mit Shakes abzunehmen. Die Ursachen sind meist tiefer begründet. Bewegung gehört natürlich auch dazu.
Da kann ich Dir nur zustimmen – je mehr man sich mit dem Thema beschäftigt, umso bewusster wird man.
Liebe Grüsse
Ariana
[…] Buch „Fett verstehen und schlank werden“ habe ich Dir schon vor einigen Wochen vorgestellt. Darin erfährst Du nicht nur, wie Fett […]