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Buchbesprechung: Geheilt statt behandelt

Dieser Beitrag enthält eine Rezension (Rezensionsexemplar erhalten) und Links Mehr dazu hier.

Als ich dieses Buch ganz neu in meinem Regal hatte, fragte mich ein Bekannter, worin es denn darum gehe. Ich hatte erst die ersten beiden Kapitel gelesen und stotterte zugegebenermassen etwas verwirrt herum. Auch der Klappentext konnte ihn nicht ganz zufriedenstellen. Damit es Dir nicht auch so geht, möchte ich Dir heute den Inhalt von „Geheilt statt behandelt“ von Prof. Dr. Harald Schmidt etwas näher bringen.

Der Inhalt

Ich bin ja ein absoluter Statistikfreak. Aber gerade weil ich seit vielen Jahren sowohl beruflich als auch privat mit Statistiken arbeite, ist mir sehr wohl bekannt, wie unterschiedlich man diese auslegen kann. Der Spruch „Traue keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast“ kommt nicht von ungefähr. Daher hat mich dieses Buch auch gleich zu Beginn in seinen Bann gezogen. In „Geheilt statt behandelt“ geht der Autor nämlich erst einmal auf die aktuelle Gesundheitssituation ein. Ich fand es dabei unglaublich spannend, dass er z.B. im Detail erklärt, wie wirksam ein Medikament sein muss, um zugelassen zu werden (resp. wie man diese Wirksamkeit berechnet). Auch wenn es erschreckend ist, so hat die gesundheitliche Forschung in ihrer jetzigen Form nicht allzu viel mit dem Patientenwohl zu tun.

Die meisten Medikamente sind allerdings nur bei einer kleinen Fraktion der Patienten wirksam. Um diese erreichen zu können, setzen wir die andere, viel grössere Fraktion unnötigerweise Nebenwirkungen aus, ohne dass ein Nutzen damit verbunden ist.

Aus „Geheilt statt behandelt“

Dies liegt natürlich nicht nur an den Studien. Auch dass man meistens erst einmal Symptome bekämpft und somit gerade chronisch kranke Patienten zwar einen Medikamentencocktail schlucken, aber eben nicht gesund werden, macht die Patienten nicht glücklicher. Genauso wie die Tatsache, dass die Ärzte oftmals noch nach Organen unterteilt arbeiten und nicht den ganzen Menschen im Blick haben. So verursachen viele Krankheiten Probleme in mehreren Organen. Der Hals-Nasen-Ohren Arzt arbeitet aber z.B. unabhängig vom Herzspezialisten und dieser wiederum nicht mit dem Urologen zusammen. Somit werden viele Krankheiten nicht richtig diagnostiziert.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen sind mit einem durchschnittlichen Anteil von 6.5 Prozent ein relevanter Grund für Vorstellungen in der Notaufnahme, führen häufig zu stationären Aufnahmen in Krankenhäusern und sind die vierthäufigste Todesursache.

Aus „Geheilt statt behandelt“

Natürlich beschränkt sich der Autor nicht nur darauf, aufzuzählen, was nicht wie gewünscht läuft. Statt dessen bringt er auch viele Anregungen, was der Patient selbst tun kann, um gesund zu bleiben. Diese waren mir durchaus zu einem grossen Teil schon bekannt. Spannender fand ich hingegen, wie er abschliessend in die Zukunft blickt und aufzeigt, was alles an der Gesundheitsfront möglich sein könnte.

Auch wenn die exakte Prozentzahl nicht relevant ist, so ist doch klar und schockierend, dass mindestens über die Hälfte der biomedizinischen Literatur nicht reproduzierbar ist.

Aus „Geheilt statt behandelt“

Da geht es um Big Data, die Sequenzierung der Gene, unser Mikrobiom, oder auch unser Exposom (die Umwelt, in welcher wir leben). Gerade von letzterem habe ich noch nie etwas gehört – und bin fasziniert, welche Auswirkungen die Arbeit damit auf unsere Gesundheit haben könnte.

Nicht-kommerzielle klinische Studien sind beziehungsweise wären für die Patientenversorgung essenziell. Kommerzielle klinische Studien sind oft zumindest leicht ins Positive verzerrt, unter anderem dadurch, dass vor allem solche Patienten in die Studie eingeladen werden, bei denen ein positiver Effekt sehr wahrscheinlich ist, oder negative Ergebnisse verschwiegen werden.

Aus „Geheilt statt behandelt“

Der angenehme Schreibstil sorgt zudem dafür, dass auch komplexere Daten leicht zugänglich werden – auch wenn man Statistiken und Studien natürlich etwas mögen muss, um hier wirklich den optimalen Genuss erleben zu können. Wenn Dich diese Zahlen jedoch nicht abschrecken, kann ich Dir das Buch auf jeden Fall empfehlen: Erhellend, neutral und superspannend!

Dieser Artikel erschien auf www.eigenerweg.com / Vielen Dank an den PLASSEN Verlag für das Rezensionsexemplar. Fotos von mir selbst.

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