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Buchbesprechung: Natural Movement

Dieser Beitrag enthält eine Rezension (Rezensionsexemplar erhalten) und Affiliate Links. Mehr dazu hier.

Ich habe mir lange überlegt, mit welchem Buch ich ins neue Jahr starten soll. Schlussendlich habe ich mich für Natural Movement von Erwan Le Corre entschieden. Dieses Buch ist so umfangreich und enthält solch eine Fülle an Informationen, dass es manchen Lesern wahrscheinlich direkt für das ganze Jahr reichen wird. Am besten fängst Du daher noch heute damit an ;)

Der Inhalt

„Natural Movement“ oder „MOVNAT“ bezeichnet Bewegungsformen, die unseren natürlichen Bewegungen (klettern, springen, rennen etc.) am nächsten kommen. Wenn sich das für Dich jetzt noch ein wenig schwammig anhört, kann ich Dich beruhigen. Der Autor geht auf über 200 Seiten auf jedes Detail davon ein.

Der Zweck der „natürlichen Bewegung“ und der Mov-Nat-Methode im Speziellen ist im Kern „praktische physische Leistungsfähigkeit“. Dieser Zweck mag zunächst nicht wie ein zeitloses oder universelles Bestreben klingen, bleibt aber ohne Frage eine zeitlose Notwendigkeit.

Aus „Natural Movement“

Dabei beginnt er mit einem „Manifest“, in welchem quasi die Idee hinter dieser Bewegungsform, näher erläutert wird. So muss eine Bewegung z.B. praktisch, überlebenswichtig, nicht spezialisiert, umweltbezogen oder achtsam sein. Dieses Manifest umfasst beinahe 100 Seiten. Dabei merkt man, dass der Autor nicht nur schnell-schnell eine neue Methode kreieren wollte, sondern sich wirklich sehr vertieft Gedanken dazu gemacht hat. Wie sehr viele Trainer rät er auch von anderen Bewegungsformen (z.B. tanzen) ab, da diese nicht natürlich seien und Dir nicht dabei helfen, in Krisensituationen zu überleben.

Diese Idee von „Bewegungen die man zum Überleben braucht“ fand ich zwar auf der einen Seite interessant – andererseits aber nicht wirklich realistisch. Die wenigsten von uns werden tatsächlich in so eine Notsituation kommen. Zu trainieren, weil es Dich gesünder macht oder einfach weil Du Spass daran hast, empfinde ich als ein motivierenderes Ziel.

Im zweiten und dritten Teil des Buches werden Prinzipien erläutert. Einerseits erfährst Du sehr viele Details zur Bewegungseffizienz. Darunter gehört z.B. die Atmung, Positionierung, Spannung – Entspannung, Sequenz und Timing sowie die lokale Positionskontrolle. Der Autor begnügt sich auch hier nicht mit knappen Anweisungen wie z.B. „Dann einatmen, da ausatmen“, sondern geht auf jedes Thema äusserst detailliert ein und stellt Dir verschiedene Übungen und Hintergründe vor. Ich fand es spannend, so viele Details zu eigentlich einfachen Abläufen zu erfahren und mich einmal bewusst auf die Feinheiten zu achten.

Mit wie vielen Schwierigkeiten kannst du umgehen, bevor du die Grenzen deiner Fähigkeiten erreichst? Und mit wie viel Komplexität kannst du umgehen, bevor du die Grenzen deiner Anpassungsfähigkeit erreichst? Du wirst merken, dass der Grad deiner Adaptierbarkeit die wahre Messgrösse deiner Leistungsfähigkeit ist.

Aus „Natural Movement“

Ich gebe es zu – als danach nochmals ein Kapitel mit Theorie folgte, wurde ich langsam ein wenig ungeduldig. Dennoch war auch dieses Kapitel wieder sehr spannend. Du lernst darin die Prinzipien der Trainigseffizienz – z.B. wie die optimale Umgebung aussehne sollte, wie Du Trainingseinheiten strukturierst oder wie man Techniken erlernt.

Anschliessend folgte dann endlich der Praxisteil mit den Techniken. Im Unterschied zu anderen Büchern wurden hier nicht nur die Übungen mit Bildern und Beschreibungen vorgestellt, sondern wieder äusserst viele Hintergrundinformationen geliefert. Ausserdem findest Du hier nicht „normale“ Fitnessübungen wie z.B. Planks oder Liegestützen. Statt dessen geht der Autor auf unglaublich viele Bewegungsformen ein, die wir (oder auf jeden Fall Kinder) im Alltag ausüben und wie man diese noch trainieren könnte. So startet er mit Krabbelbewegungen und Drehungen auf dem Boden, verschiedenen Sitzformen und tastet sich dann allmählich zur Hocke und zum Gehen vor.

Du besitzt nur einen Körper und ein Leben. Ein einziger Fehler kann alles ruinieren, was du eigentlich erreichen wolltest. Indem du realistisch bleibst und keine unnötigen Risiken eingehst (ausser du hast wirklich die Kontrolle), kannst du lernen, unangebrachte Selbstüberschätzung zu vermeiden.

Aus „Natural Movement“

Anschliessend wird es mit Balancierübungen, Bewegungen durch die Luft, Kletterbewegungen und manipulativen Bewegungen schon deutlich anspruchsvoller. Dabei fand ich manchmal auch die Progressionen etwas hoch – so stellt er erst einen Purzelbaum vor und danach gleich eine Rolle von einer über 2 Meter hohen Plattform. Aber immerhin weisst er darauf hin, dass man sich langsam daran tasten sollte.

Alles in allem war ich vor allem von diesem zweiten Teil des Buches begeistert. Die vielen ungewöhnlichen Bewegungsformen und auch die Anregungen für verschiedene weitere Übungen sind fantastisch. Meine Lauftraining wurde nun z.B. durch ein unglaublich vielseitiges Repertoire an Zusatzübungen ergänzt (z.B. Übungen, um den Oberkörper während des Laufens zu rotieren, ohne dabei langsamer zu werden).

Woher weisst du, wann du deine Komfortzone verlässt? Nun, wenn du es nicht bemerkst oder dir nicht sicher bist, dann hast du sie ganz sicher noch nicht verlassen.

Aus „Natural Movement“

Ich kann mir gut vorstellen, dass der eine oder andere Leser von der unglaublichen Menge an Theorie erst einmal etwas abgeschreckt wird. Allerdings hatte ich immer das Gefühl, dass sich die meisten Übungen auch durchführen lassen, ohne dass man die Theorie im Detail kennt – und man sich nach/vor dem Training ja immer wieder einmal einfach ein Häppchen zu Gemüte führen kann.

Wenn Du mehr über die „natürliche Bewegung“ wissen willst, bist Du mit diesem umfassenden Werk auf jeden Fall sehr gut beraten – danach brauchst Du kein anderes Buch mehr zu diesem Thema.


An dieser Stelle möchte ich mich herzlich beim riva Verlag für das Rezensionsexemplar bedanken.

Dieser Artikel erschien auf www.eigenerweg.com / Fotos von mir selbst.

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