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Buchbesprechung: Radicals

Dieser Beitrag enthält Affiliate Links und eine Rezension (Rezensionsexemplar erhalten). Mehr dazu hier.

Bei manchen Büchern bist Du nicht sicher, ob Du sie mit Haut und Haar verschlingst – oder ob sie statt dessen Dich verschlingen. Stosse ich auf so ein seltenes Exemplar, ist mir allerdings auch egal, welche Wahrheit zutrifft – ich lasse mich einfach voll und ganz auf das Erlebnis ein. In diesem Fall handelte es sich um Radicals: Wie Außenseiter die Welt verändern wollen und weshalb wir ihnen zuhören sollten von Jamie Bartlett

Der Inhalt

Der Autor Jamie Bartlett war mir bereits von The Dark Net bekannt, welches ich auch schon auf Eigenerweg rezensiert habe. Daher wusste ich bereits, dass ich mir für die Lektüre einige Stunden ungestörte Zeit freischaufeln sollte:

Blickt man auf unsere Geschichte zurück, stellt man fest, dass es immer wieder Leute gab, die sehr moderne Ideen hatten. Allerdings wurden diese damals kollektiv als Spinner bezeichnet – wer zum Beispiel denkt, dass Frauen fähig sind, zu wählen, kann ja wohl nicht mehr ganz bei Trost sein. Gleichzeitig ging jede Epoche davon aus, dass sie nun die „Krone der Entwicklung“ seien und ihre „Ideen“ selbstverständlich richtig.

Wenn man also einen Blick in die Zukunft wagen möchte, macht es Sinn, die Aussenseiter in unserer Gesellschaft zu betrachten. Welche radikalen Ideen haben das Potenzial, tatsächlich in 50 oder 100 Jahren zum Allgemeingut zu werden? Was könnte in der Zukunft plötzlich als völlig normal gelten?

Der Autor hat sich für dieses Buch acht unterschiedliche Gruppierungen zur Analyse herausgepflückt. Zum Glück betrachtet er sie dabei nicht nur von aussen, sondern taucht selbst über eine längere Zeit tief in diese Gruppen ein. Das macht das Buch einerseits sehr unterhaltsam zu lesen und sorgt gleichzeitig für völlig neue Blickwinkel.

Am liebsten würde ich Dir jetzt all die spannenden Erkenntnisse aufzählen – aber gleichzeitig will ich Dir natürlich nicht die Spannung verderben. Daher beschränke ich mich auf einen ganz knappen Überblick.

Das Buch startet sehr fulminant mit den Transhumanisten – einer Bewegung, welche ich wahrscheinlich auch direkt als erstes aufgezählt hätte. Dass rechtsradikale Gruppierungen wie Pegida im zweiten Kapitel behandelt werden, passte mir zuerst nicht so ganz in den Kram. Wie kann man auch nur davon ausgehen, dass so etwas unsere Zukunft sein könnte? Nach der Lektüre war ich dann aber sehr positiv von der ganzen Herangehensweise überrascht.

Das Kapitel über die Psychedelische Gesellschaft wird mit ihrer Einstellung zu Drogen wohl auch sehr polarisieren – während Prevent (Verhinderung der Radikalisierung von Jugendlichen) auf den ersten Blick sehr klar wirkte und sich im Verlauf immer mehr verstrickte.

Eine vom Internet angetriebene bürgerliche Revolution – wie klingt das? Ob so etwas möglicherweise schon funktioniert hat, erfährst Du im fünften Kapitel. Selbstverständlich kann in so einem Buch auch das Thema „moderne Kommunen“ nicht ausgelassen werden – konkreter gesagt ging es hier um Tamera.

Wie es sich als Aktivist lebt, fand ich ebenfalls höchst interessant – dafür empfand ich das letzte Kapitel über die Gründung des Staates Liberland im Vergleich zu den anderen Bewegungen etwas flach.

Zum Glück endete das Buch jedoch nicht damit, sondern mit einem hochinteressanten Epilog – unter anderem auch zum Thema, warum Radikale wichtig für uns sind.

Der Schreibstil ist durchs Band packend – dass es sich dabei nicht nur um erfundene Geschichten handelt, zeigt das dicke Quellenverzeichnis am Ende. Ich würde das Buch daher jedem empfehlen, der offen für neue Ansichten ist und seine Weltanschauung verbreitern möchte.

 


An dieser Stelle möchte ich mich herzlich beim PLASSEN Verlag für das Rezensionsexemplar bedanken.

Dieser Artikel erschien auf www.eigenerweg.com / Fotos von mir selbst. 

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