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Buchbesprechung: Unsere unbekannten Nachbarn

Dieser Beitrag enthält eine Rezension (Rezensionsexemplar erhalten) und Affiliate Links. Mehr dazu hier.

Nachdem ich von den letzten beiden Büchern ja nicht so übermässig begeistert war, möchte ich Dir heute wieder ein richtiges Highlight vorstellen: Unsere unbekannten Nachbarn von Christian Koch und Axel Krohn war für mich eine der vergnüglichsten und gleichzeitig lehrreichsten Bücher in diesem Jahr.

Der Inhalt

Wenn Du auf einer Wanderung einmal einem Fuchs oder gar einem Wildschwein begegnest, ist dies wahrscheinlich ein Highlight (letzteres wäre für mich allerdings eher ein Highlight der negativen Art). Aber wusstest Du, dass Du dafür gar nicht in die Natur gehen musst? Zahlreiche Wildtiere leben mittlerweile mitten in der Stadt und haben sich mit cleveren Strategien an dieses neue Umfeld angepasst.

Im Umkehrschluss legt diese Erkenntnis die Vermutung nahe, dass auch die Stadtvögel genau wissen, was sie tun, und die Zigarettenkippen nicht aus Flauschigkeitsgründen, sondern gezielt zur Abwehr von Parasiten in ihre Nester einflechten.

Aus „Unsere unsichtbaren Nachbarn“

Die Autoren stellen in diesem Buch auf circa vier bis acht Seiten unterschiedliche Tiere und deren Taktiken im Stadtleben vor. Dabei handelt es sich um sehr überraschende Sorten (z.B. Dachs oder Fischotter), um Insekten (Z.B. Wespen und Stubenfliegen), zahlreiche Vögel (z.B. Mauersegler und Turmfalken) oder aber auch äusserst ausgefallen Arten (Z.B. die chinesiche Wollhandkrabbe).

Als kostengünstiges Mittel wird auch immer wieder einfaches lautstarkes Erschrecken empfohlen. Einziges Problem ist nur, dass der Dachs am liebsten in der zweiten Nachthälfte unterwegs ist und kaum jemand morgens um vier mit lauten „Buh!“-Rufen durch den eigenen Garten stapfen möchte.

Aus „Unsere unbekannten Nachbarn“

Ich hatte ziemlich Mühe, passende Zitate für diesen Beitrag auszusuchen – einfach weil alles so unglaublich spannend war und ich am Liebsten ganze Kapitel abgetippt hätte. Oder noch besser: Das ganze Buch. Das würde Dir aber natürlich die Spannung etwas vorwegnehmen und ich habe mich daher wieder beherrscht.

Die Mischung zwischen einem äusserst humorvollen Schreibstil und sehr interessanten Fakten sorgte dafür, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Wusstest Du zum Beispiel, dass die Gottesanbeterin ein Ohr mitten auf dem Bauch hat? Oder dass Welse (möglicherweise) bis zu 5 Meter gross werden können? Oder dass Maulwürfe sich Vorratskammern mit Regenwürmern anlegen?

Man kann nicht unbedingt behaupten, dass sich Tauben übermässig anstrengen, einem nicht auf den Geist zu gehen. Geradezu provokant kurven sie einem in Fussgängerzonen oder auf Bürgersteigen vor den Füssen herum: gurr, gurr, trippel, trippel, trappel, trappel. Kurz bevor man glaubt, mit ihnen zu verunfallen, streuen sie eine nachlässig angeflatterte Flugfigur hin, landen wieder und laufen weiter auf einen zu, von einem weg oder wohin auch immer. Trippel, trippel, wackel, wackel, flatter, flatter.

Aus „Unsere unbekannten Nachbarn“

Die Autoren zeigen anschaulich, wie das Zusammenleben mit den Menschen die Verhaltensweisen der Tiere verändern. Während dies für manche Tiere erst einmal praktisch ist (z.B. indem sie nicht mehr jagen müssen, sondern sich an den Mülltonnen gütlich tun), habe ich mich mehrfach gefragt, ob daraus nicht plötzlich noch weitere Probleme entstehen könnten.

Natürlich gehen die Autoren in diesem Zusammenhang auch auf Schwierigkeiten im Zusammenleben zwischen Mensch und Wildtier ein. Wenn die Vorgärten plötzlich umgepflügt werden, Tiere im Dachboden leben, die Autokabel durchgebissen sind und Löcher in den Wänden entstehen, sind wir natürlich nicht so glücklich. Es werden Strategien vorgestellt, um die unliebsamen Nachbarn wieder loszuwerden aber auch immer wieder einmal darauf hingewiesen, wenn ein Tier unter Schutz steht und man daher gar nichts dagegen unternehmen darf.

Bei Tieren, die unter einem schlechteren Nahrungsangebot litten, verkürzten sich hingegen die Telomere. Bei Menschen ist unter normalen Umständen eine Verlängerung der Telomere nicht möglich. Sie kann – man muss es sicherheitshalber an dieser Stelle sagen – auch nicht durch ständiges Fressen und Schlafen erzielt werden!

Aus „Unsere unbekannten Nachbarn“

Alles in allem war dieses Buch einfach unglaublich fesselnd und ich kann es jedem empfehlen, der mehr über das Zusammenleben zwischen Menschen und Tieren in den Städten erfahren möchte – oder einfach jedem, der wieder über die Wunder der Natur staunen will.


An dieser Stelle möchte ich mich herzlich beim riva Verlag für das Rezensionsexemplar bedanken.

Dieser Artikel erschien auf www.eigenerweg.com / Fotos von mir selbst.

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