Dieser Beitrag enthält eine Rezension (Rezensionsexemplar erhalten) und Affiliate Links Mehr dazu hier.
Schon der Titel dieses Buches ist genial: „Wie du Menschen loswirst, die dir nicht guttun – ohne sie umzubringen“. Damit hat die Autorin, Andrea Weidlich, definitiv einen Volltreffer gelandet. Als das Buch bei mir hereingeflattert kam, musste ich erst einmal nicken, dann lachen und schlussendlich wieder nicken. Das kann nur gut werden! Wieso ich bei der Lektüre dennoch hin- und hergerissen war, erfährst Du in der heutigen Rezension.
Der Inhalt
Der Aufbau dieses Buches ist für ein Selbsthilfebuch eher ungewöhnlich. Die Autorin hat nämlich versucht, die Weisheiten in Form eines Romans rüberzubringen. Zu Beginn fand ich das super. Man erfährt, wie sie mit ihrem besten Freund zu einem Wochenende fährt, das von einer Freundin organisiert wurde. Gemeinsam mit einem Psychologen wollen sie ihre menschlichen Verbindungen genauer unter die Lupe nehmen – und eben gewisse Menschen loslassen. Dabei hat die Freundin zahlreiche andere Freunde ebenfalls noch eingeladen.
Erst mal sorgt dieser Aufbau dafür, dass das Buch sich locker-leicht liest. Die Freunde quatschen im Auto zusammen, machen Sprüche und man muss immer wieder einmal schmunzeln.
Das Problem ist, dass wir andere oft viel wichtiger nehmen als uns und den Fokus so stark auf sie richten, dass wir uns selbst dabei verlieren.
Aus „Wie du Menschen loswirst, die dir nicht guttun.“
Später hat mich aber genau dieses Setting gestört, da es mir so unreal vorkam. Zufällig hatte die Organisatorin in ihrem Freundeskreis so unterschiedliche Freunde, dass alle relevanten Themen angesprochen werden konnten: Eine hatte Bindungsprobleme, einer wollte sich nicht binden, eine hatte Schwierigkeiten, sich von der Familie zu lösen und wieder woanders war der Job das Problem.
Lass dir deine Flügel nicht stutzen. Du wirst fliegen, wenn du beschliesst zu fliegen. Und loslassen, wer auch immer dich davon abhält.
Aus „Wie du Menschen loswirst, die dir nicht guttun.“
Das fühlte sich für mich komplett unglaubwürdig an. Und Unglaubwürdigkeit war es auch, die mir den Rest der Lektüre etwas sauer aufstoss. So fand ich die Konstellation einer Gruppentherapie unter Freunden schon eher schwierig – insbesondere, wenn dann noch über andere (gemeinsame) Freunde hergezogen wird. Aber wenn dann die Teilnehmer sich einfach seitenlang über ihre schwierige Situation auslassen, der Psychologe anschliessend ein paar nette Platitüden herauslässt und die Probleme anschliessend quasi gelöst sind, fehlt mir der Bezug zur Realität.

Die Platitüden an sich waren aber natürlich nicht schlecht und bargen alle durchaus etwas Wahrheit. Dass niemand deinen Wert bestimmt, ausser du selbst oder dass man erst seine Gedanken verändern möchte, bevor man sein Leben ändert, ist natürlich richtig. Ich glaube, wenn das Buch etwas anders aufgebaut gewesen wäre, hätte es mich durchaus packen können. In dieser Form fand ich es jedoch etwas an den Haaren herbeigezogen.
Ich frage mich, ob es daran liegt, dass dir tatsächlich nie toxische Menschen begegnet sind, oder ob sie erst dann toxisch werden, wenn wir ein Verbindung mit ihnen eingehen, die es braucht, damit es überhaupt erst toxisch wird.
Aus „Wie du Menschen loswirst, die dir nicht guttun.“
In vielen dieser Gruppentherapien wird auch davon ausgegangen, dass jeder etwas zum therapieren hat. Wenn einer der Teilnehmer einfach sehr glücklich ist und sich nicht binden möchte, wird ihm doch immer wieder suggeriert, dass er von etwas davon laufe und seine Zufriedenheit nur Fassade sei. Dies kann sein, kann aber auch nicht sein. Insbesondere, da er ja nur auf Wunsch der Organisatorin an diesem Wochenende teilnahm und im Vornherein gar nicht wusste, um was es geht.
Vielleicht liegt meine Unzufriedenheit mit dem Inhalt auch darin, dass ich in letzter Zeit zahlreiche Bücher namhafter Psychologen gelesen habe und man der Autorin anmerkt, dass sie in diesem Bereich keinen Background hat. Für viele Personen mag aber diese eher oberflächliche „Entrümple Dein Leben von toxischen Personen und schon bist Du glücklich“-Psychologie genau das sein, was sie brauchen. In diesem Fall trägt der lustige Schreibstil natürlich dazu bei, sich gut unterhalten zu fühlen und die unterschiedlichen Erlebnisse der Protagonisten sorgen dafür, dass sich jeder irgendwo wiedererkennt.
Ich entdeckte die Schönheit in Ecken und Kanten, und mir wurde klar, dass sie um so vieles stärker waren als das unechte Konstrukt der Vollkommenheit. Perfektion ist eine Illusion. Und ich wollte keine Illusion mehr. Ich wollte echt sein und nicht perfekt.
Aus „Wie du Menschen loswirst, die dir nicht guttun.“
Alles in allem kann ich das Buch nicht uneingeschränkt weiterempfehlen. Es hatte seine guten Seiten und seine Mängel – und eignet sich meiner Meinung nach, wenn man sich mit dem Thema toxische Beziehungen auf eine luftig-leichte Art nähern möchte – z.B. als Ferienlektüre.
Dieser Artikel erschien auf www.eigenerweg.com / Vielen Dank an den mvgverlag für das Rezensionsexemplar. Fotos von mir selbst.