Dieser Beitrag enthält eine Rezension (Rezensionsexemplar erhalten) und Affiliate Links. Mehr dazu hier.
Ich glaube es ist ganz normal, dass man mit manchen Büchern schnell warm wird und mit anderen so gar nicht. Dennoch ist es immer ein klein wenig enttäuschend, wenn ich ein Buch zuklappe und mit einem schalen Gefühl zurückbleibe. Ich frage mich anschliessend, ob es vielleicht einfach die falsche Zeit dafür war? Oder ob es das Buch nie schaffen würde, mich in Bann zu ziehen? Bei 2 Phasen Diät von Jorge Cruise musste ich mir nach der Lektüre all diese Fragen stellen.
Der Inhalt
Möglicherweise liegt das daran, dass ich die allzu starke „Vermarktung“ einer Ernährungsform nicht leiden kann. Schlussendlich hat jede Diät ihre Vorteile – aber üblicherweise auch ihre Nachteile. Bei diesem Buch wirst Du erst einmal von gleich zwei Vorworten begrüsst, in denen verschiedene Personen in höchsten Tönen von der 2 Phasen Diät schwärmen. Auch im späteren Verlauf des Buches zieht sich dieser Stil konsequent durch. Entweder berichten Personen davon, wie toll diese Diät war und vor allem, wie viel sie abgenommen haben oder welche Krankheiten besiegt wurden. Da ihr Ursprungsgewicht nicht genannt wurde und wir auch nicht wissen, ob sie wegen der Krankheiten parallel andere Behandlungsformen durchgeführt haben, sind die Zahlen jedoch nicht wirklich aussagekräftig. Oder der Autor übernimmt diesen Part einfach selbst und schwärmt Dir von seiner Ernährungform vor – die natürlich die einzig wirksame und die aller-aller-aller-aller-allerbeste ist.
Ballaststoffe braucht der Körper, um Müll loszuwerden; eine Ernährung, die aus stark verarbeiteten, ausgemahlenen Kohlenhydraten und Zuckern besteht, verstopft die Eingeweide mit Dreck.
Aus „2 Phasen Diät“
Dabei ist das Grundprinzip dieser Diät gar nicht so schlecht. Du isst während des Tages jeweils für 8 Stunden und fastest danach für 16 Stunden. Während der „Essensphase“ (Oder Boost-Phase genannt) isst Du 50% Fett, 30% Kohlenhydrate und 20% Protein. In der Fastenphase (Oder Burn-Phase genannt) darfst Du verschiedene Snacks essen, die fast vollkommen aus Fett bestehen. Der Autor nennt sie zwar „Leckereien“ – mir wird aber beim Gedanken an ein Bonbon aus Butter, Süssstoffen und Zimt schon jetzt schlecht.
Leider widerspricht sich der Autor immer wieder einmal selbst oder verbreitet schlicht und einfach falsche Informationen. Das obige Zitat mit dem „Dreck“ ist z.B. einfach nicht wahr – natürlich wird Dein Darm nicht mit „Dreck“ verstopft, wenn Du Vollkornmehl zu Dir nimmst.
Ich weiss, dass du in vier Wochen bis zu 13 Kilo abnehmen kannst; je mehr Gewicht du zu verlieren hast, desto schneller wird es anfangs verschwinden.
Aus „2 Phasen Diät“
An einer anderen Stelle fordert er die Leser auf, nur komplett natürliche Lebensmittel zu sich zu nehmen. Bei den Rezepten wird dann aber munter mit Schokoladenpuddingpulver oder Wackelpuddingpulver gekocht. Das ist natürlich genau das Gegenteil von einer besonders natürlichen Ernährung.

Leider ziehen sich diese Fehlinformationen durch das ganze Buch. Das Wasser, welches Du bei einer stark kohlenhydratarmen Diät immer zu Beginn verlierst (da an den Glykogen-Molekülen Wasser Moleküle gebunden sind), wird mit einer Theorie von entzündungsbedingt eingelagertem Wasser erklärt:
Entzündung im Körper kannst du dir wie ein Feuer in einem Teil des Körpers vorstellen. An entzündeten Stellen versucht der Körper, Wasser vorzuhalten, um das „Feuer“ in diesem Teil des „Hauses“ zu kühlen. Wenn du dich an die 2-Phasen-Diät hältst, minderst du Entzündungen und kannst das Wasser ableiten.
Aus „2 Phasen Diät“
Wenn diese Erklärung nicht so haarsträubend falsch wäre, wäre sie fast schon wieder lustig. Nicht repräsentative Studien zum Snacken zwischen den Mahlzeiten werden mit genauso wenig repräsentativen Studien zum Fasten entkräftet. Und so geht es weiter – eine schräge Aussage jagt die nächste. So ist z.B. Koffein ein wichtiger Bestandteil der Fastenphase, damit Du genügend Energie hast. Es ist für mich schon fraglich, wie eine Ernährung, bei welcher man sich mit Koffein aufputschen muss, als gesund gelten kann.
Auch beim Sportteil musste ich schmunzeln. 8 Minuten Training pro Tag – wobei die Übungen vor allem aus sehr leichten Anfängerübungen im Stehen bestehen, sollten zu einem gestählten Körper führen. Das wird ziemlich wahrscheinlich nicht passieren. Für stark übergewichtige Personen könnte es aber ein guter Einstieg in Bewegung sein.
Abnehmen wirst Du mit diesem Buch dennoch. Schliesslich isst Du 16 Stunden nichts und wenn Du Dich anschliessend an die Rezepte hältst, wirst Du Dich äusserst kalorienarm und kohlenhydratarm ernähren. Eine Hauptportion besteht z.B. aus einem einzigen Champignon mit 60ml Pesto, 50 g Käse, ein paar Oliven und Gewürzen.
Oder – wenn Du mehr Hunger hast, kannst Du Dich an den herzhaften Salat Wrap machen: Kräuter mit 3 – 4 Blättern Salat, 2-3 Tomaten, 2 Scheiben Kochschinken und 1/4 kleine Avocado. Na dann – guten Appetit – mehr als 8 Minuten Dehnübungen würde ich mit diesem Essen auch nicht mehr schaffen.
Aber falls Du doch einmal vor dem Workout Nahrungsmittel brauchst, die Dir Energie verleihen, wird Dir Wasser mit Zitrone empfohlen. Und nach dem Workout Sprudelwasser. Ich lasse das jetzt einfach mal so stehen und hoffe, dass meine Leser den angeblichen Energiegehalt dieser Nahrungsmittel selbst beurteilen können.
Ausserdem vernebelt dir ungesundes Essen das Gehirn, mindert deine Konzentration und lässt dich älter aussehen, als du bist. Du weisst doch, dass du nach einer abendlichen Pizza „mit alles“ verquollen aufwachst und Tränensäcke unter den Augen hast.
Aus „2 Phasen Diät“
Die vielen völlig überzogenen und leider auch verkehrten Aussagen sind einfach nur schade. Ansonsten hat das Buch nämlich alles, was ein erfolgreiches Diät Buch braucht. Motivationstipps, Strategien zur Regeneration, Einkaufspläne etc. Trotzdem kann ich es nicht mit gutem Gewissen weiterempfehlen – gerade weil die Ernährungspläne so kalorienarm sind, dass ich stark bezweifle, dass jemand damit langfristig gesund bleiben kann.
An dieser Stelle möchte ich mich herzlich beim riva Verlag für das Rezensionsexemplar bedanken.
Dieser Artikel erschien auf www.eigenerweg.com / Fotos von mir selbst.