Bücher

Die Buchwoche: 2062

Dieser Beitrag enthält eine Rezension (Rezensionsexemplar erhalten) und Affiliate Links. Mehr dazu hier.

Ich finde es unglaublich spannend, sich mit der Zukunft zu beschäftigen. Selbst wenn nicht fest steht, wie lange wir auf dieser Welt sein werden, so sind doch unsere Kinder, Nichten und Neffen oder unsere Enkel noch einige Zeit hier – sich zu überlegen, mit was für einer Umgebung diese konfrontiert werden, ist äusserst faszinierend. Daher habe ich mich auch ganz besonders über 2062 – das Jahr, in dem die künstliche Intelligenz uns ebenbürtig sein wird von Toby Walsh gefreut.

Der Inhalt

Zu Beginn sprach Toby Walsh immer wieder einmal vom Homo digitalis, welcher den Homo sapiens ablösen wird. Mit diesem Begriff beschwörte er dunkle Zukunftsszenarien hoch, in denen die Welt von kalten Maschinen regiert wird. Allerdings wird im Verlauf der Lektüre klar, dass er damit eigentlich nur eine deutlichere Verflechtung mit der digitalen Welt gemeint hat – ich konnte also aufatmen. Allzu negative Bücher über die Zukunft gehören nämlich nicht zu meinen Lieblingen.

Schon im Untertitel kommt das Wort „künstliche Intelligenz“ vor. KI ist daher auch das Hauptthema dieses Buches und es wird aufgezeigt, welche Änderungen durch diese möglich sein werden. Da dieser Begriff insbesondere für Laien mit vielen Fehlannahmen behaftet ist, zeigt der Autor erst einmal auf, was sich denn dahinter überhaupt verbirgt.

Wir werden Maschinen bauen, die uns überlegen sein werden: Sie werden stärker, schneller und intelligenter als wir sein. Aber anstatt von ihnen verdrängt zu werden, werden wir hoffentlich einen Weg finden, um sie so zu bauen, dass sie unsere Fähigkeiten vergrössern und erweitern werden.

Aus „2062“

Insbesondere spricht er die technologische Singularität an. Darunter versteht man den Punkt, an dem wir Maschinen entwickeln können, welche so intelligent sind, dass sie sich selber so modifizieren können, um noch intelligenter zu werden. Dabei erklärt er vor allem, warum es äusserst unwahrscheinlich ist, dass diese tatsächlich eintrifft – die Bedrohung durch eine fremde und künstliche Intelligenz, die die Menschheit bewusst ausrottet, ist also eher unwahrscheinlich.

Allerdings gibt es dennoch genügend Zukunftsszenarien, welche für uns nicht allzu rosig aussehen und deutlich wahrscheinlicher sind. Jeder Problematik hat Toby Walsh ein eigenes Kapitel gewidmet.

Indem wir ein von der Kooperation geprägtes Leben führen, entziehen wir uns den Gesetzmässigkeiten der Evolution. Für uns gilt das Prinzip der natürlichen Auslese nicht mehr. Wir sind sogar stolz darauf, die schwachen zu schützen.

Aus „2062“

Dabei geht er jedoch nicht nur auf mögliche Schwierigkeiten ein, sondern beleuchtet diese im Detail und zeigt Lösungen dafür auf – auch wenn diese für den einzelnen Menschen oft schwierig umzusetzen sind.

So widmet er z.B. ein ganzes Kapitel den autonomen Waffen. Dieses Thema scheint ihm sehr am Herzen zu liegen, da er sich dagegen auch mehrfach persönlich eingesetzt hat. Allerdings hatte er dafür auf jeden Fall auch mehr als genügend Gründe – es ist schon etwas gruselig, wenn man sich vorstellt, was relativ bald alles möglich sein könnte.

Bis 2062 wird jedes grosse Unternehmen einen Philosophiechef brauchen, der dem Unternehmen dabei helfen wird zu entscheiden, wie seine KI-Systeme funktionieren sollen. Und das Gebiet der Computerethik wird an Bedeutung gewinnen, da wir klären müssen, wie wir System bauen können, die sich an die vereinbarten Werte halten werden.

Aus „2062“

Aber auch die anderen Kapitel sind nicht weniger beängstigend. So wird es bald immer schwieriger, zwischen Wahrheit und Lüge zu unterscheiden (auch wenn das schon jetzt nicht ganz leicht ist), die Gleichheit zwischen den Menschen wird erschwert, die Privatsphäre bedroht und natürlich muss man sich die Frage stellen, wie die Arbeitswelt zukünftig aussehen wird.

Während manche Szenarien sich noch in weiter Zukunft abspielen, sind andere bereits heute (fast) Realität – der Autor bedient daher einen grossen Range an möglichen Entwicklungen. Ich fand es sehr spannend, dass er oftmals auch ethische Fragestellungen aufgeworfen hat – meistens wirkt dort die Antwort nur auf den ersten Blick logisch und einfach. Auf den zweiten wüsste ich selbst auch nicht, was ich einer Maschine tatsächlich raten sollte.

Es ist ein verbreiteter Irrglaube, die Zukunft stehe fest und wir müssten uns ihr einfach anpassen. So ist es nicht. Die Zukunft ist das Ergebnis der Entscheidungen, die wir heute fällen. Daher können wir uns unsere Zukunft aussuchen.

Aus „2062“

Ich fand das Buch unglaublich spannend und trotz aller Warnungen nicht so negativ, wie zuerst befürchtet. Die Zukunftsszenarien sind jeweils gut mit Begründungen untermauert und durchaus plausibel – ich kann das Buch daher jedem empfehlen, der sich Gedanken um KI macht.


An dieser Stelle möchte ich mich herzlich beim riva Verlag für das Rezensionsexemplar bedanken.

Dieser Artikel erschien auf www.eigenerweg.com / Fotos von mir selbst.

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