Dieser Beitrag enthält eine Rezension (Rezensionsexemplar erhalten) und Links. Mehr dazu hier.
Weder Fussball noch Afrika sind Themen, die mich sofort vom Hocker reissen. Die Kombination aus beidem klang aber doch sehr spannend. Daher habe ich mich riesig gefreut, als ich Ballzauber in Tansania von Tim Jost in den Händen hielt.
Der Inhalt
Der Autor, Tim Jost, ist erst 23 Jahre alt, als er beschliesst, für einige Jahre als Fussballtrainer nach Tansania auszuwandern. Dort arbeitete er zu Beginn als Co-Trainer. Nach einem eher missglückten Saisonstart wird er jedoch zum Cheftrainer für den Toto African SC befördert.
Ich muss zugeben – so ganz leicht ist mir der Einstieg in dieses Buch nicht gefallen. Der Autor legt direkt los und plötzlich befindest Du Dich mitten im Geschehen und wirst von vielen Menschen mit fremdländischen Namen umringt. Gleichzeitig wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht, wo wir uns gerade befinden. Ist Tim schon Trainer? Ist er das erste Mal in Tansania? Und wer sind überhaupt die ganzen Leute?

Nach einigen Seiten lichtet sich das Chaos etwas und ich konnte mich besser mit der Geschichte arrangieren. Besonders spannend fand ich natürlich die ganzen Schilderungen, in welchen Du erfährst, wie unglaublich anders Fussball in Afrika gespielt wird. Mal geht es um die Trainingsmethoden, mal um die korrupten Besitzer oder die unglaubliche Armut, welche dafür sorgt, dass viele nicht einmal Fussballschuhe (oder überhaupt Schuhe) besitzen. Auch die Magier, welche immer anwesend sind und mit denen sich Tim arrangieren musste, haben mich fasziniert und manchmal auch amüsiert.
Chuku zankt sich derweil mit Mbumba um das restliche Tape, Doktor knetet Madindas Oberschenkel wie einen Hefeteig und Kigi hadert minutenlang mit der Entscheidung, welches denn nun die fünf besten Bälle für das Spiel sind. „Nimm die, wo Luft drin ist“, rät Omega, der trotz der Verletzung in der Kabine für gute Stimmung sorgt.
Aus „Ballzauber in Tansania“
Grundsätzlich mag ich ungewöhnliche Metaphern und ausgefallene Wortstellungen. In diesem Buch traten diese aber so gehäuft auf, dass sie mir eher unangenehm auffielen und mich immer wieder aus dem Lesefluss rissen. Da „glotzt er mit Vierecksaugen auf den kleinen Bildschirm“, „die Mannschaftsaufstellung ist eine einzige Flickschusterei“, „die schnarrende Blechdosenstimme taucht nicht mehr auf“, „die Nerven flattern wie Laub im Taifun“ oder „der Ball wird lang Holz auf die spritzigen Stürmer geschlagen“. Es war mir einfach zu viel und zu übertrieben.
Dabei wäre das gar nicht notwendig gewesen. Tim hat so viel erlebt – ich denke, wenn er das eine oder das andere Erlebnis noch ein bisschen detaillierter beschrieben hätte, wäre der Leser sowieso gefesselt gewesen. Das war nämlich mein zweiter Kritikpunkt: Oftmals begann eine wirklich spannende Handlung – und dann wurde sie einfach in zwei Sätzen abgefertigt. Das war für mich etwas enttäuschend.
Schön war hingegen der Bildteil in der Mitte – viele Ereignisse sind uns so fern, dass man sie sich mit den Fotos viel besser vorstellen konnte. Apropos vorstellen: Ich kann mir gut vorstellen, dass jemand das Buch vielleicht einen Tick lieber mag, wenn er selbst sehr fussballbegeistert ist und im Gegenzug nicht ganz so viel Wert auf ein flüssiges Leseerlebnis legt.
An dieser Stelle möchte ich mich herzlich beim Meyer & Meyer Verlag für das Rezensionsexemplar bedanken.
Dieser Artikel erschien auf www.eigenerweg.com / Fotos von mir selbst.