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Die Buchwoche: Trump – der undenkbare Präsident

Dieser Beitrag enthält Affiliate Links und eine Rezension (Rezensionsexemplar erhalten). Mehr dazu hier.

Ferienzeit ist auch Buchwochenzeit – was gibt es herrlicheres, als in der warmen Sonne zu liegen und sich in einem inspirierenden Werk zu verlieren?

Abschliessen möchte ich diese Woche mit einem Buch, bei dem ich zwischen ungläubigem Staunen und Gruseln hin und hergerissen war: Trump: Der undenkbare Präsident: Hinter den Kulissen einer Revolution von Joel Pollak und Larry Schweikart

Der Inhalt

Gleich zu Beginn erklären die Autoren, dass es sich hierbei um die einzige neutrale Berichterstattung zur Wahl des amerikanischen Präsidents handelt. Daher war ich Anfangs über gewisse Aussagen irritiert: Ist das eine Form der Ironie? Wird das jetzt gleich aufgeklärt?

Natürlich nicht. Die beiden Autoren sind überzeugte Anhänger von Trump und daher der Meinung, dass selbstverständlich nur ihre Berichte „neutral“ sind, da sie schlussendlich „recht“ haben. Sobald ich das erst einmal begriffen hatte, konnte ich die Aussagen in einen besseren Kontext bringen.

Das Buch selbst ist nicht schlecht, wenn man es unter diesen Gesichtspunkten betrachtet. Es gibt einem einen guten Einblick in die Denkweise und die Argumentationsketten dieser Menschen – auch wenn ich dabei immer wieder mal den Kopf schütteln musste und es mir bei manchen Aussagen schon fast übel wurde.

Aber lass uns ganz harmlos beim Stil beginnen. In diesem Buch wird der Wahlkampf von Trump im Detail beschrieben. Dabei gehen die Autoren auf (gefühlt) jede einzelne Wahlkampfveranstaltung ein und beschreiben sowohl den Inhalt als auch die anwesenden Personen. Dies führt natürlich zu einer Menge an Wiederholungen – sei es weil immer wieder erwähnt wurde, dass sie die Renegade Deplorables („abtrünnigen Erbärmlichen“) sind oder weil unglaublich oft geschrieben wurde, dass auch zahlreiche Minderheiten (schwarze, Mexikaner, Frauen) an den Wahlkampfveranstaltungen auftauchten und für Trump stimmten. Oder dass es so anstrengend war. Oder was genau die Inhalte der Reden waren. Mit der Zeit habe ich mich gefragt, wieso die Autoren diese Details immer und immer wieder erwähnen.

Gleichzeitig erinnert das Buch an einen Hickhack bei welcher beide Parteien die genau gleichen Taktiken ergriffen (z.B. eine schlechte Neuigkeit über den anderen kurz vor einer wichtigen Wahl verbreiten) – es bei der gegnerischen Partei schändlich und verwerflich ist, bei der eigenen aber eine kluge Idee. Mich hat erstaunt, dass den Autoren diese schizophrene Sichtweise beim Durchlesen nicht selbst aufgefallen ist.

Viele meiner brennenden Fragen (z.B. warum Frauen für Trump stimmen) wurden wenn überhaupt nur in Nebensätzen beantwortet – z.B. weil der Autor eine Frau gefragt hatte und diese meinte, all die blöden Sprüche seien doch nur „Locker Talk“ (Gespräche in Umkleidekabinen).

Besonders gruselig waren vor allem die beiläufig hingeworfenen Sätze, die von den Autoren nicht ansatzweise hinterfragt wurden. Beispiele gefällig?

Im Zusammenhang mit der republikanischen Partei: Der Widerstand der Parteioberen war Ausdruck ihres Unglaubens und ihrer Unfähigkeit, ihren Stolz zu schlucken, zu sehr hatte ihnen Trumps Dominanz weder und wieder den Atem geraubt. – Aha. könnte der Widerstand noch andere Gründe gehabt haben?

Im Zusammenhang mit dem Freihandel, für welchen man ausländische Märkte für amerikanische Produkte öffnen muss: Das kann, falls erforderlich, durch Druck oder Einschüchterung erfolgen und ist es in der amerikanischen Geschichte auch schon. – Schön. Wenn die anderen nicht so wollen, wie die Amerikaner, dann übt man einfach Druck aus?

Oder mein Lieblingszitat aus dem Titelbild. Man darf also jemanden einfach so sexuell belästigen und muss dann nur aufhören, wenn der ihn dazu auffordert? Wie wäre es damit, gar nicht erst damit zu beginnen?

Mit solchen abstrusen Aussagen geht es bei sämtlichen Themen weiter – egal ob dies nun illegale Einwanderer betrifft oder aber um die Schurkenstaaten. Ich erwarte eigentlich von einem Journalisten, dass er gerade Begriffe wie „Schurkenstaaten“ nicht einfach so wiederholt, sondern kritischer beleuchtet. Insbesondere, wenn er sich der Neutralität verpflichtet fühlt.

Zusammenfassend habe ich aus dem Buch herausgelesen, dass Hillary Clinton für viele Menschen die schlechtere Wahl gewesen wäre und die Menschen davon ausgingen, dass Trump zwar manchmal dumme Dinge sage, aber dafür gute Dinge tue.

Gerade weil dieses Thema so viel explosiven Zündstoff hergibt, hätte ich mir hier deutlich mehr Analysen gewünscht. Andererseits war es auch interessant, die Meinung von einem Trump-Fan zu lesen und einen kleinen Einblick in dessen Kopf zu bekommen. Dass mir dieser Einblick nicht gefallen hat, ist schlussendlich mein Problem.


An dieser Stelle möchte ich mich herzlich beim PLASSEN Verlag für das Rezensionsexemplar bedanken.

Dieser Artikel erschien auf www.eigenerweg.com / Fotos von mir selbst. 

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One comment

  1. […] Sorgen, dass es sich hier um ein politisch gefärbtes Buch handeln könnte (wie z.B. Das Buch über Trump, welches ich vor einigen Monaten rezensiert […]

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