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Erfolgreich bloggen: Stories überall

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Es handelt sich um einen Beitrag ohne Kennzeichnungspflicht. Auf dem Foto sind Logos ersichtlich (Keine Zusammenarbeit mit Firmen, alles selbst gekauft). Mehr dazu hier.

Vor vielen, vielen Jahren, als wir alle noch jung und knackig waren (oder uns wenigstens so fühlten), waren Blogs eine Art digitales Tagebuch. Ich gebe es zu – auch ich habe mit so einer Webseite begonnen und alle Welt über meine Ernährungsgewohnheiten und meine Gefühle informiert. Bis die Blogger irgendwann feststellten, dass diese Informationen bis auf ein paar gute Freunde und vielleicht eine Tante niemanden interessiert.

Mittlerweile findest Du kaum noch Blogs, welche als reines Tagebuch fungieren. Und selbst die wenigen, die übrig geblieben sind, haben einen ziemlich hohen künstlerischen Anspruch an ihre Beiträge.

Anschliessend kam Facebook auf. Wieder war es möglich, seine letzten Mahlzeiten und das aktuelle Gefühlsspektrum mit allen „Freunden“ zu teilen. Grandios! Bis auch hier langsam durchsickerte, dass nicht einmal die engsten Freunde wissen müssen, ob man nun gerade motiviert, müde oder voll energiegeladen ist.

Man könnte meinen, langsam sei die Message angekommen. Aber nichts dergleichen passierte. Statt dessen klaute Instagram die Idee der „Stories“ von Snapchat. Plötzlich war jeder ganz fasziniert von dieser grandiosen neuen Möglichkeit: Endlich kann man wieder die Banalitäten des Alltags mit der ganzen Welt teilen. Bis… Nein, das „bis“ ist noch nicht eingetreten – zur Zeit werden Instagram Stories noch von jedem gehyped.

Dabei haben diese für mich mehrere Nachteile:

Qualitativ langweiliger Inhalt von Instagram Stories

Ich habe einmal einen kurzen Test gemacht und ein paar Stories angesehen:

  • Ein blinkender Graus, welcher auf einen neuen Instagram Post aufmerksam macht.
  • Die Sicht aus einem Bürogebäude: „Hier arbeite ich.“
  • Wie viele Schritte eine hübsche Frau gemäss ihrem Schrittzähler marschiert ist (die hübsche Frau ist nicht sichtbar).
  • Die Füsse von einer hübschen Frau, welche im Wartezimmer Zeit tot schlägt (auch hier ist die hübsche Frau nicht sichtbar. Dafür wackeln die Füsse von links nach rechts).
  • Eine mittelmässige Postkarte, welche der Besitzer erhalten hat und welche hin und her wackelt (es wackelt eigentlich fast alles).
  • Ein Mann, der auf einem Autoreifen balanciert – wow, das sieht ja gut aus. Aber Moment – das ist nur Werbung für einen Telefonanbieter.
  • Eine ungeschminkte und ungekämmte Frau, welche erzählt, wie müde sie ist.
  • Eine leere Packung Gummibären (wahrscheinlich wurden diese gegessen).
  • Und jetzt kommt es: Ein Film vom Statusbalken bei einer Computerinstallation. Wir dürfen also jetzt alle gemeinsam mit diesem User auf den Statusbalken schauen und Zeit verlieren, während sein Computer irgendein Update installiert.

Abgesehen von ganz wenigen Ausnahmen sind die Inhalte der Stories einfach nur grottenschlecht. Sie unterhalten mich nicht, informieren mich nicht, amüsieren mich nicht und sehen furchtbar aus. Ausserdem interessiert es mich vielleicht noch bei meinen ganz engen Freunden, dass sie gerade gelangweilt im Wartezimmer sitzen. Aber das möchte ich nun ganz sicher nicht von irgendwelchen fremden Menschen wissen.

Wenn ich nach etwa 10 Minuten „Stories-gucken“ nicht sagen kann, was ich nun davon habe, ist es einfach nur eine Zeitverschwendung. Bei Katzen-Videos verliere ich zwar auch Zeit, ich muss aber wenigstens schmunzeln – was ja gut fürs Gemüt ist.

Die schiere Masse an Informationen

Lass uns ein kleines Rechenbeispiel machen. Du folgst vielleicht 500 interessanten Personen. Nun sind natürlich nicht alle aktiv – aber diejenigen, welche Instagram nutzen, sind meistens auch Fans von Stories. Gehen wir einmal von 50% aus – und jede dieser Personen postet so 3 bis 4 Stories am Tag. Also hätten wir 750 bis 1000 Stories pro Tag. Ich wiederhole: Bis zu 1000 Stories pro Tag! Jede dauert 15 Sekunden – also wären wir bei 187 bis 250 Minuten (3-4 Stunden), die Du einfach nur damit verbringen könntest, aus fremden Bürogebäudes zu schauen, wartende wippende Füsse zu beobachten und fremde Personen auf ihrem Arbeitsweg zu beobachten. Wenn Du noch die Facebook Stories hinzunimmst oder mehr Personen folgst, wird es natürlich nicht besser. Klingt das für Dich nach einer sinnvollen Nutzung Deiner Lebenszeit?

Computer PC Handy Buch NotizenKeine Möglichkeit, die User auszuwählen

Ich habe dieses Rechnung einmal einem Kollegen aufgezeigt. Er meinte anschliessen, dass Instagram schliesslich einen schlauen Algorithmus hat und daher gleich zu Beginn die wichtigsten Stories anzeigt.

Nein. Instagrams Algorithmus passt leider nicht.

Es denkt sich nämlich, dass ich am liebsten diejenigen Stories von Menschen sehen möchte, die ich kenne. Das findet Instagram erstaunlicherweise ziemlich schnell heraus – was eigentlich einen eigenen Beitrag wert wäre.

Aber ich will nicht die Posts von denjenigen Menschen sehen, die ich kenne (und bei deren Posts ich oft kommentiere), sondern diejenigen, welche richtig gut sind. Es gibt nämlich zwischen diesen ganzen 1000 Posts auch ein paar Stories, welche mich zum Lachen bringen, nachdenklich machen oder richtig tolle Bilder posten. So habe ich in der obigen Auflistung bewusst diejenige Story unterschlagen, in welcher ein paar Frauen gemeinsam mit Elefanten schwimmen.

Aber zu sehen, wie eine Bekannte ins Büro marschiert, muss ich mir nicht antun. Bitte sei mir nicht böse, wenn das genau Du warst. Ich mag Dich, sehr sogar! Aber ich möchte nicht auf meinem Arbeitsweg durch Insta-Stories scrollen, um Deinen Arbeitsweg zu betrachten. Das ist dann doch zu sehr Matrix.

Und zack – weg war es!

Wenn ich dann mal einen interessanten Beitrag entdecke, möchte ich diesen gerne mehr als nur 15 Sekunden sehen. Aber nein – kurz nicht aufgepasst (oder die Gabel in den Mund geschoben – ja, ich scrolle manchmal beim Essen durch Instagram – Schuldig!) und schon ist der Beitrag wieder weg. In diesem Fall ist das nicht so schlimm – ich kann ja wieder zurückscrollen. Es sei denn, ich weiss nicht mehr von wem der Beitrag war und bin schon aus den Stories draussen – dann geht die Suche los.

Das interessanteste Feature an den Stories ist allerdings, dass sie nach 24 Stunden wieder verschwinden (es sei denn, der Ersteller pinnt sie an seine Instagram-Frontseite). Allerdings führt das dazu, dass sehr viele qualitativ schlechte Videos oder Bilder hochgeladen werden (es wird ja sowieso wieder gelöscht) und man umgekehrt die guten Bilder oder Videos nach einem Tag schon nicht mehr betrachten kann.

Das war natürlich eine kluge Idee von den Betreibern der Plattform. Da wir alle mehr oder weniger unter FOMO (Fear of missing out – die Angst, etwas zu verpassen) leiden, werden wir die App regelmässig öffnen und nachsehen, ob es da nicht noch etwas interessantes gab. Was das mit Deiner emotionalen Balance macht, ist wieder Stoff genug für einen weiteren Beitrag.

Grottiges Design

Ich weiss nicht, was sich der Instagram Entwickler gedacht hat, als er die hüpfenden, tanzenden und lachenden Sticker eingefügt hat. Oder die regenbogenfarbigen Schriftarten. Fühlt sich sonst noch jemand an die Anfänge von Word und Powerpoint erinnert? Gifs? Cliparts? Wordart? Oder gar tolle Einblendemöglichkeiten im PowerPoint?

Aus der Sicht eines Designers sehen die meisten Stories einfach nur grauenhaft aus – back to the roots ist eben nicht immer besser. Allerdings ist dies derjenige Punkt, bei welchem ich am meisten Hoffnung habe. In den letzten Monaten habe ich gemerkt, dass insbesondere im englischsprachigen Raum weniger blinkende Besonderheiten verwendet werden und der Anspruch an Ästhetik gewachsen ist. Zum Glück!

Gibt es Hoffnung für Instagram Stories?

Ich denke, dass das Konzept an sich Potenzial hätte. Allerdings dauert es nun wahrscheinlich noch ein paar Jahre, bis auch bei Instagram jeder merkt, dass es nicht die ganze Welt interessiert, wenn man ein paar Chips gegessen hat. Oder gerade aus dem Badezimmer kommt. Wahrscheinlich kommt dies gemeinsam mit der Erkenntnis, dass auch etwas, das nach 24 Stunden wieder weg ist, einen Mindestanspruch an Qualität erfüllen muss. Und dass Wordart und Gifs in PowerPoint aus einem Grund verschwunden sind.

Wie stehst Du zu Insta Stories?

 

 


Dieser Artikel erschien auf www.eigenerweg.com / Fotos von mir selbst.

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5 comments

  1. […] Erfolgreich bloggen: Stories überall – Ich habe sie mir bisher sowieso nicht angesehen, aber nach diesem Beitrag werde ich es auch nicht mehr probieren. […]

  2. Moin!
    Die meisten Stories sind wirklich ziemlicher Schrott. Ich finde es immer interessant, wenn man durch die einen Einblick in eine coole Aktivität oder einen interessanten Ort sieht, der auf den typischen Instagram Fotos mega „geschönt“ aussieht. Zum Beispiel wenn man wandern geht und ein Bild von dem Ausblick hochlädt und dann für alle die es wirklich interessiert was man da gemacht hat ein paar Etappenziele in die Story packt.
    Es kommt halt immer auch darauf an was dem „Follower“ wichtig ist. So kann eine Work out Story für den einen langweiliger Alltag und für den anderen die Inspiration des Tages sein. Aber mkt ein paar Sachen hast du schon Recht. Dieses ewige Fuß gewackle und irgendwo hin gelaufe braucht nun wirklich kein Mensch.

    Liebe Grüße

    1. Liebe Melissa
      Jetzt hast Du mich gerade neugierig gemacht – wie findest Du denn die „guten Stories“? Klickst Du Dich da dennoch einfach durch oder weisst Du von manchen Usern, dass sie für Dich interessantes posten und rufst diese gezielt auf?
      Das mit dem Wandern ist ein toller Hinweis – dort könnte ich mir jetzt auch gut vorstellen, dass mir ein paar „ungeschönte“ Filme bei der Entscheidung für oder gegen eine Gegend helfen könnten.
      Liebe Grüsse
      Ariana

      1. Moin Ariana

        Wenn mir Freunde oder Bekannte erzählen, dass sie in den Urlaub fahren/fliegen/wandern dann weiß ich natürlich, dass deren Stories für mich interessant sein könnten.
        Bei Profilen, denen man folgt, findet man ja auch nach einiger Zeit raus, dass man die Stories etwas öfter ansieht als andere. Es gibt ja auch immer einen bestimmten Grund jemandem zu folgen oder nicht.
        Ich stöber gerne mal durch die Instagram Stories wenn ich irgendwo meine Zeit vertrödel (im Wartezimmer, im Bus, in elendslangen Kassenschlangen). Aber wenn ich gleich beim ersten Bild oder Video sehe, dass mich das nicht interessiert wisch ich das gleich weg.

        Liebe Grüße
        Melissa

        1. Liebe Melissa
          Ach so – ja bei Bekannten ist das natürlich anders – da schaue ich auch öfters mal einfach so aus Neugierde auf dem Profil vorbei :)
          Vielen Dank für Deine Einblicke – das gibt mir wieder ein wenig etwas nachzudenken.
          Liebe Grüsse
          Ariana

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