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Lauf Dich frei – vom übergewichtigen Kettenraucher zum Marathonläufer

In einem Jahr 40 kg Übergewicht und Kettenraucher – 15 Monate später Marathonläufer, schlank und Nichtraucher.

Schon ein einziges dieser drei Ziele zu meistern ist toll. Aber alle drei gleichzeitig zu erreichen – und dies ohne Fernsehsendungen, Fett-Weg-Pillen oder Wunderdiäten – das ist richtig bewundernswert. Daher war ich auch äusserst gespannt, als ich das Buch More Power. Lauf dich frei! von Mike Kleiß rezensieren durfte. Und damit Du auch etwas von dieser mitreissenden Energie erleben kannst, hat er mir noch einige Interviewfragen beantwortet.

Mike Kleiß nimmt den Leser mit auf eine Reise durch diese 15 Monate. Allerdings nicht streng chronologisch sortiert und auf gar keinen Fall mit dem erhobenen Zeigefinger. Im Gegenteil – Fitnessgurus gibt es seiner Meinung nach mehr als genug und während er zwar motiviert, so hält er sich mit konkreten Anleitungen zurück. Weniger lesen, mehr auf den Körper hören und vor allem mehr machen, heisst die Devise.

Mir hat besonders der Aufbau des Buches gefallen. Nach dem Vorwort folgt ein Interview mit dem Vereinsarzt des 1. FC Kölns. Gerade weil Mike Kleiss kaum konkrete Tipps gibt, finde ich es hilfreich, dass gewisse Fragen dennoch im Voraus von einem Sportarzt beantwortet wurden. So erfährst Du in diesem Teil unter anderem, auf was Laufeinsteiger achten müssen, ob man täglich laufen kann und was das Laufen so besonders macht.

Danach geht es mit dem Hauptteil los. In 15 Kapiteln liest Du, wie Mike den Weg von der Coachpotato zum Täglichläufer gegangen (oder gelaufen) ist und wie Laufen für ihn viel mehr als nur ein Sport wurde. Und obwohl das Buch eher in die Schublade „Motivationsbücher“ als in die Schublade „Ratgeber“ fällt, endet dennoch jedes Kapitel mit einem More Power Tipp, welchen der Leser direkt umsetzen kann. Auch sonst wird der Leser immer wieder direkt angesprochen und motiviert weiterzumachen. Dabei hat man jedoch nie das Gefühl, von oben herab belehrt zu werden. Stattdessen fühlt man sich wie mit einem guten Freund am Plaudern. Genau dies war für mich jedoch auch der einzige Kritikpunkt. Während Mike selbst auch keine Ratgeberbücher las und mit seiner Intuition (und dem Rat des Sportarztes) sehr gute Erfahrungen gemacht hat, gibt es sicherlich Menschen, welche das Buch trotz allem als Anleitung verwenden. Und wenn man einfach nur das Rezept nachkocht, ohne auf den eigenen Körper zu hören, könnte das Gericht am Schluss auch ungeniessbar werden. So hat er z.B. empfohlen, jeden Tag zu laufen und kleinere Schmerzen in den Gelenken zu ignorieren, da meistens lediglich der Schweinehund sich aufbäumt. Dies mag in vielen Fällen funktionieren – je nach Übergewicht könnte es jedoch auch zu ernsthaften Knieproblemen führen.

Andererseits kann man auch auf den gesunden Menschenverstand hoffen – es macht schlussendlich keinen Spass, etwas zu lesen, bei dem hinter jedem dritten Satz ein Warnhinweis steht.

Besonders schön war ausserdem, dass viele Themen angesprochen wurden, auf die man als Läufer immer wieder stösst. Nichts neues, nichts weltbewegendes und doch irgendwie etwas, das wir alle kennen. Das Unverständnis von Freunden und Bekannten, die amüsanten oder auch bewegenden Gespräche mit anderen Läufern oder die Ernährungsumstellung. Und plötzlich merkt man – wenn er das kann, dann kann ich das auch.

Alle, die eine gehörige Portion Motivation benötigen oder sich einfach nur inspirieren lassen wollen, sind mit „More Power – Lauf Dich frei“ daher mit Sicherheit gut bedient.

 

Interview mit Mike Kleiß

 

Hinter „Lauf Dich frei“ steckt ja eine ganze Philosophie. Wie hat sich diese entwickelt? War sie Ihnen bereits von Anfang an bewusst?

Sie hat sich jeden Tag entwickelt. Mir sind die Dinge praktisch täglich immer klarer geworden. Und ich habe mir Stichpunkte aufgeschrieben. Vielleicht ist das auch der Grund, warum viele Leserinnen und Leser so begeistert sind. In einem Punkt sind sich bisher alle einig. Das Buch ist vor allen Dingen authentisch. Und das ist im Grunde schon das schönste Lob von allen.

Sie empfehlen Einsteigern, mit 5km anzufangen und bloß keine Gehpausen zu machen. Dies widerspricht vielen gängigen Meinungen, nach denen man am Anfang mit kurzen Strecken und regelmäßigen Pausen beginnen soll, um die Gelenke zu schonen. Weshalb empfehlen Sie dies dennoch?

Weil ich fest der Meinung bin, dass die die Gehpausen machen, und die zu solchen raten, einen entscheidenden Fehler machen. Sie achten nicht auf den Puls! Gehpausen werden dann nötig, wenn Sie zu schnell laufen. Gerade am Anfang mit niedrigem Puls laufen, das ist für mich der vielleicht wichtigste Tipp. Es „läuft“ dann richtig rund, wenn Sie an einem Stück laufen. Dann kann der Körper seinen eigenen Rhythmus finden. Und genau das halte ich für ganz wichtig.

Wie haben Sie sich gerade am Anfang oder auch bei Plateaus motiviert, immer weiterzumachen und nicht in alte Muster zurückzufallen?

Es gab oft Momente, in denen mir der Körper „sagte“: „Hör auf mit dem Bewegungsquatsch. Mach lieber so weiter wie vorher. War doch viel gemütlicher. Und wenn Du Mike nicht auf mich hörst, dann hau ich Dir mal ein paar Knieschmerzen rein, oder auch ein paar Rückenschmerzen“. Und so hat es der Körper auch gemacht. In der Regel hört man dann auf dem Körper, und schont sich. Und – Zack- hat er gewonnen und man schlittert in die alte Struktur. Darauf war ich dieses Mal gefasst, und bin trotzdem weitergelaufen. Und siehe da: die Schmerzen gingen recht schnell weg. Obwohl ich lief. Ich überlistete den eigenen Körper. Und verpasste ihm eine neue, gesunde Struktur. Und immer wieder feierte ich kleine Siege über meinen eigenen Körper. Mehr Motivation kann man gar nicht bekommen. Weil sie von innen kommt.

Welche Tipps könnten Sie meinen Lesern geben, um trotz eines stressigen Alltags das tägliche Laufpensum zu schaffen?

Zunächst einmal: auch ich hatte und habe das Problem mit der Zeit. Ich habe eine eigene Kommunikationsagentur zu leiten, ich habe eine Familie, meine Freunde dürfen nicht zu kurz kommen. Es geht mir so wie allen anderen Menschen. Ich baue das Laufen ganz normal in den Alltag ein. Wenn ich das Flugzeug um 9 Uhr bekommen muss, laufe ich um 5 Uhr schon los. Bin ich in einer fremden Stadt, habe ich immer eine kleine Extratasche mit. In der sind meine Laufsachen. Mit meiner GPS Uhr verliere ich nie die Orientierung. Selbst wenn ich die Stadt nicht kenne. Und ich laufe einfach los. Mal laufe ich in der Mittagspause, oder zwischen Feierabend und Abendessen. Wenn man gesund werden will, wenn man laufen will, wird man die Zeit finden. Schauen Sie mal: wenn uns etwas wirklich wichtig ist, haben wir plötzlich die Zeit. Wollen wir unser Auto waschen lassen, mit saugen, kostet uns das eine Stunde. Und die nehmen wir uns. Gehen wir essen, nehmen wir uns die 2 Stunden. Gehen wir Klamotten shoppen, ist es völlig okay wenn ein ganzer Nachmittag dabei draufgeht. Nur wenn es um das höchste Gut, unsere Gesundheit/unseren Körper geht, finden wir nicht die Zeit. Ist das nicht verwunderlich?

Foto von http://www.lauf-dich-frei.com/
Foto von http://www.lauf-dich-frei.com/

Hatten (oder haben) Sie ein Vorbild?

Ich gestehe: was das Laufen angeht nicht. Wenn überhaut war mein Körper mein Vorbild. Und so ist es bis heute. Es ist unglaublich, was er geleistet hat, und was er jeden Tag schafft. Schauen Sie mal: ich begann 2012 mit einem Körperfettanteil von 28%. 2 Jahre später sind es nur noch 6%. Ich habe 30 Zigaretten pro Tag geraucht, war kurzatmig. Heute ist meine Lunge top! Wer hat schon soviel Respekt verdient? Vor so einer Leistung? Und das tolle ist: auch Sie können Ihren Körper zu Ihrem Vorbild machen. Ein solches Vorbild zu haben macht Sinn, finde ich. Sonst halte ich nicht so viel von Vorbildern.

Sie schreiben, dass Sie keine Expertenbücher gelesen haben. Warum nicht? Hatten Sie keine Angst, etwas falsch zu machen, nicht optimal zu trainieren oder sogar in die verkehrte Richtung zu gehen (besonders am Anfang oder bei Plateaus)?

Mein Arzt, Dr.Paul Klein, der auch Vereinsarzt des 1.FC Köln ist, hat einen wichtigen Satz gesagt. Für mich den wichtigsten Schlüsselsatz überhaupt: „Wir müssen wieder lernen auf den eigenen Körper zu hören. Er liefert uns alle Antworten. Er sendet uns alle Signale, die wir brauchen“. Und genau so habe ich es immer gesehen. Ich traute mich kaum Paul Klein zu fragen, ob diese Einstellung so okay ist. Und ich war fast gerührt, als er mich mit meiner Haltung mit diesem Satz voll bestätigte. Ich habe immer auf meinen Körper gehört, bin mit ihm in Dialog getreten. Und so ist das bis heute. Das klingt hoffentlich nicht völlig irre. Denken Sie mal drüber nach. Sie werden merken, an dieser These ist was dran. Ich gehe sogar noch weiter: nur wir selbst können unser eigener Experte sein. Denn jeder Körper ist anders. Was ich immer schon nervig fand: für alles gibt es Experten. Und sie nennen sich meist selbst Experten. Mit welcher Qualifikation? Am Ende geht es um UNSEREN Körper. Und WIR müssen uns mit ihm beschäftigen. Das möchte ich niemandem sonst überlassen.

Welche Ziele haben Sie sich für die nächsten Jahre gesetzt?

Es gibt nur ein Ziel: gesund zu bleiben. Und mit Freude meinen Weg weiterzulaufen. Ich bin ein Lebensläufer geworden. Was bedeutet, dass ich ein Leben lang laufen möchte. Das möchte ich gerne schaffen.

Sie empfehlen tägliches Laufen. Was tun Sie, um den Körper dennoch nicht zu überfordern?

Ausreichend viel Schlaf ist für mich persönlich zum Beispiel ganz wichtig. Damit sich der Körper wirklich erholen kann. Nach einem Marathon laufe ich am nächsten Tag ganz langsam meine 16-18 Kilometer. Ich laufe quasi aus. So wie es Fußballspieler tun. Um die Muskeln auszuschütteln. Ich trinke unheimlich viel. Meist 5-6 Liter. Und ganz wichtig: ich höre täglich in meinen Körper hinein. Bereits nach 1-2 Kilometern weiß ich, ob ich schnell oder langsam laufen muss. Mit viel oder wenig Puls. Ich spüre sofort, wie ich täglich „drauf“ bin. Und entscheide dann wie ich laufe. Wenn Sie 2-3 Monate gelaufen sind, können Sie das auch. Und Überforderung ist damit praktisch ausgeschlossen.

Möchten Sie meinen Lesern noch etwas auf den Weg mitgeben?

Ich bleibe bei meiner Haltung, keine schlauen Tipps mit auf dem Weg geben zu wollen. Keine Expertentipps. Was ich Ihnen allen aber gerne mit auf den Weg geben möchte: zögern Sie nicht, mit mir Kontakt aufzunehmen, wenn es bei Ihnen nicht „läuft“. Alleine einen Ansprechpartner zu haben, mit dem man über jedes Detail reden kann, das ist unheimlich viel Wert. Und gerade über die Dinge, die einem vielleicht peinlich sind. Glauben Sie mir, ich kenne sie alle. Ich habe sie alle erlebt. Ich kann es nur anbieten. Und ich meine das auch so. Und nun…machen Sie sich auf den Weg!

 

An dieser Stelle möchte ich mich nochmals ganz herzlich für das Rezensionsexemplar und den netten Kontakt bedanken!

 

Liest Du Bücher über das Laufen?

 


Deine nächste Mission zum besten DU:

Mike Kleiss hat mir das Wort bereits aus dem Mund genommen – mach Dich auf den Weg – denk nicht zu viel nach und geniesse den Montag-Abend-Lauf. Oder den Dienstag-Vormittag-Lauf. Oder gar den Dienstag-beim-Mittagessen-Lauf.


 

Dieser Artikel erschien auf www.eigenerweg.com

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  1. […] weg“ einen Anstoß bekommen, wo nicht nur das Buch „More Power – Lauf dich frei“ kurz vorgestellt wird, sondern es auch ein Interview mit dem Autor Mike Kleiß […]

  2. […] weg“ einen Anstoß bekommen, wo nicht nur das Buch „More Power – Lauf dich frei“ kurz vorgestellt wird, sondern es auch ein Interview mit dem Autor Mike Kleiß […]

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