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Es gibt nur ganz wenige Bücher, welche es schaffen, unfassbar schreckliche Erlebnisse mit so klaren und einfachen Worten zu transportieren. Der Tätowierer von Auschwitz: Die wahre Geschichte des Lale Sokolov von Heather Morris gehört auf jeden Fall zu dieser Kategorie. In diesem Zusammenhang war ich allerdings nicht sicher, ob es beruhigend war, dass das Buch auf einer wahren Geschichte beruht (so ist von Anfang an sichergestellt, dass die Hauptperson überlebt) oder ob es eher zutiefst verstörend ist. Die Tendenz geht ganz klar in die zweite Richtung.
Der Klappentext
(Gemäss Amazon)
1942 wurde Lale Sokolov nach Auschwitz deportiert. Seine Aufgabe war es, Häftlingsnummern auf die Unterarme seiner Mitgefangenen zu tätowieren, jene Nummern, die später zu den eindringlichsten Mahnungen gegen das Vergessen gehören würden. Er nutzte seine besondere Rolle und kämpfte gegen die Unmenschlichkeit des Lagers, vielen rettete er das Leben.
Dann, eines Tages, tätowierte er den Arm eines jungen Mädchens – und verliebte sich auf den ersten Blick in Gita. Eine Liebesgeschichte begann, an deren Ende das Unglaubliche wahr werden sollte: Sie überlebten beide.
Eindringlich erzählt Heather Morris die bewegende, wahre Geschichte von Lale und Gita, die den Glauben an Mut, Liebe und Menschlichkeit nie verloren.
Meine Meinung
Normalerweise fällt es mir ziemlich leicht, Buchrezensionen zu verfassen. Ich liebe es zu schreiben und die Worte fliessen wie von selbst auf das Papier (resp. in den Computer). Aber bei diesem Buch wollte mir das nicht so recht gelingen.
Dies liegt allerdings nicht daran, dass es nicht gut war. Im Gegenteil – der Roman ist mitreissend und sehr berührend geschrieben. Aber es widerstrebt mir dennoch, von einem grossartigen Buch zu schwärmen, wenn der Inhalt gleichzeitig tieftraurig ist.
Zurück in seiner Stube, legt Lale die wertvolle Blume vorsichtig neben sein Bett, bevor er in einen traumlosen Schlaf fällt; doch als er am nächsten Morgen aufwacht, sind die Blütenblätter abgefallen und liegen welk neben der schwarzen Mitte. Hier überlebt allein der Tod.
Jeder von uns kennt (hoffentlich) die deutsche Geschichte und weiss damit auch, was in den Konzentrationslagern passierte. Es ist jedoch das eine, dies in den Geschichtsbüchern nachzulesen. Es in der Form eines Romans direkt aus erster Hand mitzuerleben, ist eine ganz andere Ebene.
Dabei habe ich Lale schon auf den ersten Seiten sehr lieb gewonnen. Trotz des menschenunwürdigen Transports in Viehwagen versucht er positiv zu bleiben – und schafft es, diese Einstellung beinahe während seiner ganzen Zeit in Auschwitz beizubehalten. Wenn man bedenkt, mit wie viel Leid er dort schon zu Beginn konfrontiert wurde, ist dies schier unglaublich.
Es ist Sonntag. Lale und Gita werden zwei der tapferen Seelen sein, die auf den Lagerstrassen spazieren gehen in der Hoffnung auf eine flüchtige Begegnung, ein Wort, eine Berührung der Hände.
Das Buch ist jedoch keine reine Aufzählung von Gräueltaten. Lale übernahm im Lager die Position des Tätowierers, welcher den anderen Gefangenen ihre Nummern auf die Arme tätowieren muss. Dabei lernt er Gita kennen und verliebt sich anschliessend in sie. Gemeinsam versuchen sie jeden Tag wieder aufs Neue nicht zu sterben – sei es durch die Hilfe von Aussen oder von ihren Freunden. Gleichzeitig ergreift Lale jede sich bietende Möglichkeit, um wiederum anderen das Leben zu retten.
Dabei ist „jeden Tag aufs Neue“ wörtlich gemeint. Durch unglaubliches Glück schaffen es die beiden, das Konzentrationslager zu überleben und sich anschliessend wieder zu finden. Zahlreiche ihrer Freunde ereilte leider ein anderes Schicksal – ob zum Spass erschossen, verstümmelt, verbrannt, vergast oder einfach verhungert – die Liste der Methoden, um die Menschen zu ermorden ist endlos und zutiefst erschreckend.
Das Mädchen wird in Lales Richtung geschickt. Lale senkt den Kopf und versucht, in den Rhythmus zu kommen, in dem er die Zahlen sticht, die die Pflegerin ihm zeigt. Als er mit seiner Arbeit fertig ist, verlässt Lale das Gebäude und blickt noch einmal auf den umzäunten Hinterhof. Er ist leer. Er fällt auf die Knie und würgt. Aber er hat nichts im Magen; das einzig Flüssige in seinem Körper sind Tränen.
Fazit:
Lesen. Unbedingt lesen. Auch wenn ich von diesem Buch nicht so geschwärmt habe, wie von anderen Exemplaren, zählt es zu einem der besten, die ich zu dieser Thematik gelesen habe. Ein klarer Schreibstil, unglaublich liebenswerte und starke Charaktere sowie eine ergreifende Geschichte sorgen dafür, dass dieser Roman rundherum gelungen ist.
Zudem finde ich, dass es insbesondere mit dem aktuellen „Rechtsrutsch“ in vielen Ländern unglaublich wichtig ist, sich immer wieder vor Augen zu halten, wohin diese Einstellung führen kann. Das Buch gibt den betroffenen Menschen ein Gesicht und lässt sie uns sehr ähnlich werden – etwas was sich jeder bewusst machen sollte.
Das Buch wurde von mir selbst gekauft.
Dieser Artikel erschien auf www.eigenerweg.com / Fotos von mir selbst.