Dieser Beitrag enthält eine Rezension (Selbst gekauft) und Links. Mehr dazu hier.
Die Dornen der Rose ist der dritte Band der Reihe „Meisterspione“ von Joanna Bourne. Während es dabei zwar einige Figuren gibt, welche in allen Bänden auftauchen, sind diese nur Randerscheinungen. Du kannst also ohne weiteres auch mit dem letzten Band beginnen.
Während das erste Buch Die Geliebte des Meisterspions mich richtig verzückt zurückgelassen hat, war der zweite Band Eine riskante Affäre ziemlich schwach. An das letzte Buch dieser Reihe habe ich mich daher nur getraut, weil mir dieses von Herzen empfohlen wurde. Und was soll ich sagen – der Abschluss der Reihe war grandios!
Der Klappentext
(Gemäss Amazon)
Frankreich, 1794. Die Revolution hat die ganze Gesellschaft auf den Kopf gestellt. Die schöne Französin Marguerite de Fleurignac schmuggelt Aristokraten außer Landes. Sie begegnet dem britischen Spion William Doyle, der eigentlich nach ihrem Vater sucht. Gemeinsam machen sie sich auf den gefährlichen Weg nach England ……
Meine Meinung
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob der Verfasser des Klappentexts das Buch wirklich gelesen hat. Marguerite bezeichnet sich selbst nämlich kaum jemals als „schön“. Genau dies machte für mich einen besonderen Reiz des Buches aus – Protagonisten mit Ecken und Kanten sind für mich spannender als die hübschen Damen, die kaum je etwas tun müssen, um ein angenehmes Leben führen zu können. Auch der Spion, William Doyle, ist nicht klassisch schön. Gross, beeindruckend, aber auch von einer Narbe entstellt und daher zu Beginn eher angsteinflössend.
Beide haben jedoch ein grosses Herz und kämpfen für diejenigen, die sie lieben oder eben ihre Überzeugungen. Wenn man dazu manchmal eine andere Identität annehmen muss, so gehört dies zum Spiel und macht die Lektüre für den Leser umso spannender. Sie sind starke und kluge Persönlichkeiten, welche es gewohnt sind, mit schwierigen Situationen umzugehen.
„Wenn du glaubst, sie ist vernünftig und isst langsam, dann gib es ihr ruhig“, merkte LeBreton so zartfühlend wie gekardete Wolle an. „Du kannst dann sauber machen, wenn sie sich übergibt.“
Die dunkle Miene des Jungen zeigte keine Regung. „Dann füttern Sie sie. Sie ist Ihr Haustier.“ Er warf das Brot in LeBretons grobe Richtung und stapfte davon.
Was mir an dieser Stelle jedoch nicht so gefallen hat, war ihre unglaublich starke gegenseitige körperliche Anziehung. Während William selber noch darüber reflektiert und sich fragt, warum er sie so sehr begehrt, stellt sich Marguerite diese Frage kaum. Für mich wirkten diese Situationen insbesondere zu Beginn sehr konstruiert – möglicherweise auch, weil die Autorin einige Worte einwarf, welche ich nicht dieser Zeitepoche zugeordnet hätte. Andererseits gehört eine Tändelei zu diesem Genre fast immer dazu und es steht ja jedem frei, diese zu überblättern.
Als gegen Mitte des Buches die Handlung an Fahrt aufnimmt, ist sowieso nur noch wenig davon zu spüren. Statt dessen befindest Du dich plötzlich mitten auf dem Weg nach Paris. Der Verfasser des Klappentexts hat sich hier nämlich auch geirrt – beide haben kein Interesse daran, nach England zu gehen. Statt dessen reisen sie in Richtung Paris, allerdings eher als Zweckgemeinschaft denn als „gemeinsame Reise“.
Es gab mehr Schatten in der Stadt, sie war ängstlicher, dunkler. Furcht quoll aus den Ritzen zwischen den Mauersteinen und stieg vom Strassenpflaster auf. Unwillkürlich fühlte man sich an die zwar regelmässigen, doch weit auseinanderliegenden Besuche bei einer alten Grossmutter erinnert, die mit jedem Mal, das man sie sah, ein bisschen schwächer, ein bisschen verwirrter wirkte.
Die Autorin schafft es mit klug gewählten Worten Frankreich um 1794 aufleben zu lassen. Ich hätte mir gewünscht, dass ich mich ein bisschen besser in der Geschichte Frankreichs auskennen würde. Manchmal fragte ich mich nämlich schon, ob dies wirklich so passiert sei. Das Lesevergnügen wird durch solche Gedanken natürlich nicht gestört und die politischen Verstrickungen sorgten dafür, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte (und mit einem deutlichen Schlafmangel zurechtkommen musste). Sei dies, weil die Organisation von Marguerite, welche Adelige vor der Guillotine rettet, verraten wurde oder weil man nie weiss, was passieren wird, wenn Doyle auf ihren Vater trifft. Man fragt sich, welche Rolle ihr bösartiger Cousin in diesem Spiel inne hat und ob man der Begleitung von Doyle, dem jungen Hawker, trauen kann. Und schlussendlich ist da noch Robespiere…
„Glauben Sie wirklich, dass Sie etwas aus diesem bösartigen kleinen Scheusal machen können? Es ist unklug, Baby-Skorpione aufzunehmen. Sie werden irgendwann giftig.“
Von den Hauptpersonen habe ich bereits geschwärmt. Es sind aber auch die vielen kleineren und grösseren Nebendarsteller, die ich besonders ins Herz geschlossen hatte. Sei dies nun Hawker mit seinem ganz besonderen Humor, der schräge Vater von Marguerite oder aber ihr Jugendfreund, der ihr auch heute noch beisteht – aber so ganz anders als zu früheren Zeiten.
Der Schreibstil ist flott und spart nicht an Spannung – gleichzeitig hat der etwas schwarze Humor bei mir voll ins Schwarze (haha, das Wortspiel) getroffen. Das Happy End ist vielleicht ein bisschen zu sehr „Happy“, sorgt dafür aber für ein richtig wohliges und zufriedenes Gefühl nach der Lektüre.
Fazit:
Ich bin von diesem Buch rundherum begeistert. Spannung, tolle Charaktere und echte Wohlfühlmomente – was will man mehr? Wenn Du historische Romane magst, kann ich Dir daher sowohl den ersten als auch den dritten Roman dieser Reihe wärmstens empfehlen.
Das Buch wurde von mir selbst gekauft.
Dieser Artikel erschien auf www.eigenerweg.com / Fotos von mir selbst.