Schon seit Wochen quält mich die Ungeduld. Wann ist es endlich so weit? Wann verabschiedet sich der letzte Schnee von den Wiesen, wann dürfen wir die trockenen Felsen begrüssen?
Zum Glück musste ich dann aber gar nicht so lange ausharren. Es gibt nämlich bereits im Frühling einige Klettersteige, welche bei guten Wetterbedingungen durchaus machbar sind. Auch wenn es dann doch eher Kraxeleien am Fels werden.
Aber von Anfang an:
Schon vor längerer Zeit haben eine Freundin und ich beschlossen, an den freien Ostertagen unser Glück auf einem Klettersteig zu versuchen. Da hohe Berge im Frühling jedoch nicht unbedingt zu empfehlen sind (Schnee und Nässe verursachen rutschige Eisenstäbe – ganz zu schweigen von der Steinschlaggefahr beim Tauen), kamen wir auf die Idee, diesen Mini-Klettersteig beim Bützi und Stockflue in Angriff zu nehmen.
Schon beim Zustieg verloren wir relativ viel Zeit – allerdings war dies nur zum Teil unserem fehlenden Orientierungsvermögen geschuldet. Nach dem ersten Kilometer begrüsste uns nämlich eine unfassbar liebenswerte schwarze Katze (ich verschone euch mit Katzenbildern, auch wenn diese den Traffic sicherlich steigern würden). Fremde Katzen mögen mich üblicherweise nicht und täuschen erst einmal Unschuld vor, nur um mir dann ihre Krallen in die Arme zu jagen. Daher streichle ich grundsätzlich keine Katzen. Nie. Während ich das noch lautstark verkündete, machte sich mein Körper schon selbstständig und begann das süsse Ding zu knuddeln. Ich kam übrigens dieses Mal ohne Kratzer und mit lediglich einer grossen Verspätung davon.
Aber wir hatten ja keinen Stress und verloren wahrscheinlich mehr Zeit durch das zweimalige falsche Abbiegen. Um uns nicht weiter zu blamieren, werde ich Dich jetzt über die Gründe im Dunkeln lassen ;-)
Nachdem wir endlich den richtigen Weg gefunden hatten, ging es konditionell anspruchsvoll aber technisch nicht allzu schwierig zum Bützi nach oben. Dort folgt der erwähnte Mini-Klettersteig.
Dieser besteht jedoch nur aus zwei senkrechten Felsen welche abwärts überwunden werden müssen und war daher für uns etwas enttäuschend kurz. Sehr viele andere Wanderer haben diese Felsen auch ohne Klettersteigset bezwungen, wir waren jedoch über die zusätzliche Sicherheit froh – auch wenn wir uns im Nachhinein etwas „über-ausgerüstet“ vorkamen:
Der anschliessende Aufstieg zur Stockflue besteht aus einer Kraxeltur über griffige Kalkfelsen. Diese kamen uns technisch deutlich schwieriger vor – je nach Webseite wird es als Kettereien im I oder II Grad resp. T4 oder T5 beschrieben. Da man sich hierbei nicht selbst sichern konnte, war dieser Part auch psychisch anspruchsvoller. Dafür wurden wir mit wunderschönen Ausblicken auf den Vierwaldstättersee belohnt.
Spätestens an der Station des Urmi-Bähnleins war es mit der Ruhe dann vorbei. Der Zustieg zum Gipfel selbst ist von dort aus nur noch sehr kurz und mit Leitern und Seilen gut gesichert. Daher tummeln sich dort auch zahlreiche Zeitgenossen mit Turnschuhen, Flipflops und Zigaretten. Es wäre schön, wenn man diese dann auch wieder mit nach unten nehmen würde – wir gehen davon aus, dass die grössere Gruppe mit jungen Männern dies sicherlich nur vergessen hat und haben daher eine kleine Zigarettenstummelsäuberungsaktion vorgenommen. Bitte – gern geschehen.
Um meine Knie noch etwas zu schonen, entschieden wir uns beim Abstieg für die Gondel – 7 Minuten und schon ist man wieder im Tal (zum Bahnhof Brunnen dauert es jedoch noch etwa 15 – 20 Minuten Fussmarsch – nur so, falls man plant, einen bestimmten Zug zu erwischen. Nicht dass uns das passiert wäre ;-) ).
Details zum Klettersteig und der Wanderung Bützi Stockflue
- Ausgangspunkt: Bahnhof Brunnen
- Routenbeschreibung: Vom Bahnhof Brunnen den Wanderwegzeichen nach in Richtung Wylen. Von der Holzbrücke nach immer dem Wanderweg Richtung Chräjen folgen. Sobald Stockflue (weiss blau weiss) angeschrieben ist, einfach diesem Wanderweg folgen.
- Gipfel: Bützi 917 m / Stockflue 1137 m
- Höhenmeter: Wir haben 887 hm aufwärts und 178 hm abwärts hinter uns gebracht. Ohne unsere Zusatzschlaufe wären es wahrscheinlich ca. je 20 – 30 hm weniger.
- Streckenlänge: 6.33 km – auch hier wahrscheinlich etwas weniger ohne Zusatzschlaufen
- Zeit: Wir waren 1h44 in Bewegung – mit gemütlicher Rast für die Zwischenverpflegung und Katzenstreichelpausen haben wir 4h 20 bis zum Gipfel benötigt
- Schwierigkeit Klettersteig: K3 (zwei Wände, je zwischen 10 und 15 Metern, gut gesichert und z.T. mit Stufen)
- Schwierigkeit Wanderung: T4 – T5, ungesicherte z.T. exponierte Blockkletterei
- Kurz vor dem Gipfel gibt es ein Bergrestaurant (Urmiberg)
Dieser Artikel erschien auf www.eigenerweg.com / Bilder von mir und meiner Tourenpartnerin