Weisst Du, was „Grusswandern“ ist? Ein Bekannter von mir hat dieses Wort in einem Buch über die kulturellen Eigenheiten der Schweizer gefunden. Ausnahmsweise einmal kann ich dieses Klischee über die Eidgenossen bestätigen: Wenn man in der Schweiz wandert, grüsst man jede andere Person, welche man antrifft. Dies kann dazu führen, dass man an einem herrlichen Sommertag einen einzigen Satz bis zu fünf Mal für ein „Grüezi“ unterbrechen muss. Das hört sich dann ungefähr so an: Weisst Du „Grüezi“ „Grüezi“ noch, was ich Dir „Grüezi“ „Grüezi“ gestern bei dem spektakulären „Hoi“ „Sali zämme“ – ach vergiss es, „Grüessich“ „Grüezi“ wir sprechen heute einfach nicht miteinander „Grüezi“ „Hoi zämme“.
Du kannst Dir daher sicherlich vorstellen, dass ich lieber dort unterwegs bin, wo man ungestört mehrere ganze Sätze miteinander wechseln kann. Sollte man doch noch einen anderen Wanderer antreffen, so hat man dafür auch die Zeit, um mehr Worte als nur ein „Grüezi“ miteinander auszutauschen.
Genau so ein Ziel ist die Bireflue bei Beatenberg. Dabei ist sie nicht weniger spektakulär – im Gegenteil!
Bei dem abgebildeten „Felsen“ handelt es sich um die Bireflue.
Schon der Zustieg zur Bire ist wunderbar – erst geht es mässig steil durch einen kleinen Wald nach oben, daraufhin auf z.T. ausgesetzten schmalen Pfaden Richtung Bire. Zum Glück war der frische Schnee beinahe überall schon wieder geschmolzen. Während ich grundsätzlich nichts gegen diesen habe, (Im Winter, in den Bergen) so ist er mir auf Wanderungen doch immer ein Graus. Kalt, nass und völlig unberechenbar – mal ist er fest, mal rutschig und mal so richtig pflöderig ;-) Aber wie gesagt – er war kaum mehr vorhanden und ich entsprechend happy.
Die Bire selbst ist ein steiler Felsen auf welchen eine Mischung zwischen einer Holzleiter und einer Holztreppe führt. Genau genommen sind es Baumstämme, welche mit der runden Seite nach oben kleine Stufen bilden. Da es auf der einen Seite ein Geländer UND auf der anderen Seite noch ein Seil hatte, hält sich die Schwierigkeit in Grenzen. Besonders elegant sahen sowohl mein Aufstieg als auch der Abstieg dennoch nicht aus. Ich gebe den Schneeresten die Schuld dafür.
Auf der erstaunlich geräumigen und gut gesicherten Gipfelplattform wird man mit einer herrlichen Sicht auf Eiger, Mönch und Jungfrau (und selbstverständlich noch zahlreiche weitere Berge) und den Thunersee belohnt. Dies war auch der einzige Ort, an welchem wir mehreren anderen Wanderern (und vielen Gleitschirmfliegern) begegnet sind.
Nach dem Abstieg ging es auf dem Wanderweg gemütlich in Richtung Mittelstation der Standseilbahn weiter. Dabei wechselt der Weg zwischen schmalen und ausgesetzten (Aber immer genügend breiten und an kritischen Stellen sehr gut gesicherten) Pfaden, idyllischen Kuhweiden und fast weglosen Bereichen im Wald ab – herrlich.
Was ich hier übrigens auch noch erwähnen möchte: Obwohl ich manchmal nicht ganz sicher war, ob wir uns tatsächlich noch auf dem Weg befunden haben, verirrten wir uns kein einziges Mal. Das ist für mich ein Novum und ich bin entsprechend stolz darauf. Auch wenn ich fairerweise zugeben muss, dass das wahrscheinlich weniger an mir lag ;-)
Da wir wegen fehlender Irrwege für die Wanderung tatsächlich nicht viel mehr Zeit als geplant benötigten, haben wir diese noch mit einem Besuch der nahe gelegenen Beatenberg Höhlen verbunden. Beim Eintrittspreis von stolzen 18.- CHF musste ich erst einmal schlucken und war nicht ganz sicher, ob sich das nun wirklich lohnt. Im Nachhinein würde ich jedoch behaupten, dass sie jeden Rappen wert sind. Es fliesst nämlich ein Fluss durch die Höhlen, welcher an manchen Stellen spiegelglatte Seen bildet, daraufhin laut tosend als Wasserfall neben dem Weg niederrauscht, unter dem Weg verschwindet nur um an einer anderen Stelle als sprudelnder Bach wieder aufzutauchen. Der Weg führt gut einen Kilometer in das Innere des Berges, ist zwar gut ausgebaut, aber sieht dennoch noch einigermassen „echt“ aus. Wer sich für die Hintergründe der Höhlenbildung und Höhlenforschung interessiert, kann ausserdem ein Museum besuchen, welches im Preis inklusive ist.
Einmal die Höhlen von innen und einmal von aussen:
Details zur Wanderung auf die Bire bei Beatenberg
- Ausgangspunkt: Postautohaltestelle Beatenberg Tourist-Center
- Routenbeschreibung: Dem weiss-rot-weissen Wanderweg Richtung Bireflueh folgen. Die Bire selbst ist an den Holzleitern gut zu erkennen. Nach dem Abstieg geht es auf dem Wanderweg weiter in Richtung Beatenberg Standseilbahn. Diese bringt Dich wieder zum Thunersee.
- Gipfel: Bireflueh 1507m (der höchste Punkt der Wanderung war auf 1’545 m)
- Höhenmeter: Wir haben 488 hm aufwärts und 520 hm abwärts hinter uns gebracht
- Streckenlänge: 8.46 km (ich liebe diese „auf den Meter genauen“ Angaben ;-) )
- Zeit: Wir waren 2h 23 in Bewegung – mit gemütlicher Rast für Zwischenverpflegung und vielen Fotopausen wurden es insgesamt 3h 23
- Schwierigkeit Wanderung: T3 – wenn jemand Probleme mit Leitern hat, kann die Bireflueh auch ausgelassen werden
- Besonderheiten: Die Wanderung lässt sich gut mit einem Besuch der Beatus Höhlen verbinden.
Dieser Artikel erschien auf www.eigenerweg.com / Bilder von mir und meinem Tourenpartner
Das klingt echt nach einer wundervollen Wanderung und die Fotos sprechen auch für sich. Da freue ich mich schon wie blöd auf die geplante 3-Tages-Wanderung mit meiner Freundin in Sommer. Berge werden wir da allerdings nicht so viele überwinden, da wir in Hessen bleiben ;)
Wenn sowas wie Höhlen Eintritt kostet, bin ich auch immer skeptisch… Und dann meistens zu geizig. Gut, dass sich das Geld für dich gelohnt hat!
Liebe Grüße
Liebe Tabea
Das klingt ja klasse – 3 Tage wandern am Stück ist sicherlich wunderschön!
Genau, ich habe auch schon Höhlen besucht und war schlussendlich wirklich enttäuscht, da sie einfach nicht so spektakulär waren, wie erwartet… Aber hier wurde einem wirklich etwas für das Geld geboten :-)
Liebe Grüsse
Ariana
Wow, das sind ja echt coole Bilder.
Die kribbeln die Füße und die Trailschuhe rufen! ;-)
LG aus Bad Reichenhall
Steve
Lieber Steve
Du sagst es – ich darf nun offiziell wieder (kurze!) Strecken joggen und hoffe sehr, dass ich die Trailschuhe dieses Jahr auch noch auspacken darf.
Liebe Grüsse
Ariana
[…] Du Dich noch daran, was ich bei der letzten grösseren Wanderung über Schnee gesagt habe? Ja? Dann lasse ich die Bilder jetzt einfach unkommentiert für sich sprechen. Aber was […]