AllgemeinMotivation

Von der Freude am Experimentieren

Ich habe immer wieder den Eindruck, dass wir in einer Kultur leben, in welcher Experimenten keinen guten Ruf haben. Dies beginnt schon bei der Planung: Wir informieren uns erst einmal über sämtliche möglichen Optionen, wägen die Vor- und Nachteile ab und entscheiden uns schlussendlich für den „besten“ Weg. Danach wird von Dir selbstverständlich erwartet, dass Du Deinen Plan auch umsetzt. Getreu nach dem Motto: „Wer A sagt, muss auch B sagen.“

Dies mag bei manchen Entscheidungen der richtige Weg sein. Allerdings gibt es viele Situationen, in welchen Dir Deine Logik die beste Lösung für den Durchschnittsbürger liefern wird – aber nicht unbedingt das Optimum für Dich selbst. Dies hängt damit zusammen, dass unser Gehirn einerseits die eigenen Erfahrungen abspeichert, andererseits aber auch die Berichte von anderen Menschen. Wenn Du zum Beispiel von mehreren Personen hörst, dass Chia Samen widerlich, schleimig und geschmacklos sind, wirst Du kaum ein Rezept mit Chiasamen für das Frühstück in Betracht ziehen. Jemand anderes lebt in einem Umfeld, in welchem in den höchsten Tönen von den puddinghaften, sättigenden und vor allem nährstoffreichen Chiasamen geschwärmt wird. Was wird diese Person wohl denken, wenn sie über ein Rezept mit Chia stolpert?

Wenn Dein Umfeld Dir zu 100% entsprechen würde, würde es Sinn machen, sich auf Empfehlungen abzustützen. Da dies kaum je der Fall sein wird, sind Experimente erfolgsversprechender.

Was sind die Vorteile des Experimentierens?

  • Wenn Du ein Experiment startest, beginnst Du eigentlich ein Spiel. Du gehst lockerer an ein neues Vorhaben heran und setzt Dich weniger unter Druck – es muss nicht beim ersten Versuch klappen. Dadurch reduzierst Du einerseits Stress und andererseits macht das Leben so einfach mehr Spass.
  • Du lernst Stück für Stück auf Dich zu hören und nicht mehr darauf, was Dein Umfeld für richtig empfindet. Vielleicht ist Joggen einfach nichts für Dich – aber Pole Dance fesselt Dich von der ersten Sekunde an. Oder Du möchtest gar nicht in einer grossen Wohnung wohnen, sondern in einer WG mit möglichst vielen Personen. Möglicherweise findest Du auch einen Job spannend (wie wäre es mit Klavierbauer), der eigentlich nicht in Deinem ursprünglichen Lebenslauf vorgesehen war.
  • Es hilft Dir eigenständig zu denken. Nur weil jemand Dir sagt, dass dieser Weg perfekt ist, glaubst Du das nicht. Aber Du testest es vielleicht einmal.
  • Schlussendlich hilft Dir die „Experiment-Herangehensweise“ dabei, immer wieder Neues auszuprobieren und dadurch Deinen Horizont zu erweitern.

Lass uns dies einmal konkret an ein paar Beispielen nachspielen:

Experimente bei der Ernährung

Es gibt auf dem Gebiet der Ernährung unglaublich viele Studien, Bücher und Vorgaben. Um es Dir besonders einfach zu machen, widersprechen sich diese beinahe alle. Zu jeder Studie gibt es eine Gegenstudie. Und zu jeder erfolgreichen Ernährungsform gibt es ein paar Gegner, die damit gar nicht klar kamen.

Ich möchte Dich dazu ermutigen, weniger auf die Gurus zu hören und mehr auf Deinen eigenen Körper. Welche Nahrungsmittel tun Dir gut? Du kannst Dich natürlich an einer Ernährungsform orientieren und diese einige Wochen testen (nach ein paar Tagen merkst Du meistens noch keine allzu grossen repräsentativen Veränderungen). Fühl Dich aber nicht verpflichtet diese durchzuziehen, wenn es Dir dabei nicht gut geht. Hüte Dich ausserdem vor Dogmen: Du kannst sehr wohl zu 90% vegan leben und alle paar Wochen trotzdem ein Steak essen. Oder Dich Paleo ernähren und die Torte am Wochenende geniessen.

Manchmal hilft es auch schon, einmal ein paar Wochen ein Lebensmittel wegzulassen, wenn Du den Verdacht hast, dass Du es nicht gut verträgst.

Schlussendlich möchte ich Dich inspirieren, immer wieder einmal etwas Neues zu testen. Vielleicht magst Du Auberginen ja doch, wenn sie anders zubereitet werden? Könnten Innereien auch lecker schmecken? Wie wäre es mit einem Menu aus einem exotischen Land?

Experimente beim Sport

Viele Leute haben beim Sport sehr fixe Glaubenssätze: Laufen macht mir keinen Spass. Ich kann nicht in einer Gruppe trainieren. Am Morgen trainieren ist für mich nicht möglich. Zuhause habe ich nicht genügend Disziplin.

Hast Du Dich schon einmal gefragt, worauf diese Glaubenssätze beruhen? Oftmals ist es ein einziges negatives Erlebnis oder sogar nur die Vorstellungskraft und Geschichten, welche Freunde erzählt haben. Ich dachte früher oft, dass mir Laufen in einer Gruppe oder zu zweit nicht liegt. Seit ich es regelmässig mache, finde ich es herrlich. Aber ich fand dies nur heraus, indem ich es einfach einmal testete.

Nochmals: Es reicht nicht, sich etwas vorzustellen und danach zu sagen „das ist nichts für mich“. Du musst es tatsächlich tun – und möglicherweise auch mehr als einmal in unterschiedlichen Konstellationen. Wenn Du am Morgen nicht trainieren konntest, weil Dir übel wurde, hilft es vielleicht, wenn Du das nächste Mal etwas kleines isst. Wenn es zu langweilig war, hilft ein Sportpartner. Oder tolle Musik.

Umgekehrt empfehle ich Dir aber auch, bei etwas zu bleiben, wenn es für Dich funktioniert. Nur weil plötzlich etwas anderes trendy ist und „am besten wirken soll“ (Kettlebells, TRX, HIIT…), musst Du Dein Training nicht ändern. 

Experimente im Alltag

Ich bin sicher, dass Du auch Situationen kennst, in welchen Du einfach nicht weiterkommst. Sei es der mühsame Chef, der auf keine Deiner Fragen reagiert. Oder der Artikel, welcher sich einfach nicht von selbst schreibt. Den Stress, der einfach nicht weniger wird. Hast Du dort schon einmal versucht, eine komplett neue Strategie zu testen? Vielleicht einmal etwas, das sich für Dich zuerst einmal seltsam anhört (Mindmaps für den Artikel oder Meditationen gegen den Stress und ein süsses Stückchen für den Chef) – aber wer weiss, ob es nicht plötzlich doch von Erfolg gekrönt ist. Du kannst es nicht wissen, wenn du es nicht getan hast. Da es so wichtig ist, wiederhole ich es nochmals – nur zu lesen und darüber nachzudenken, wird Dir nicht zeigen, ob etwas erfolgreich ist. Es hilft Dir zu einem gewissen Grad, aber der letzte Schritt ist immer die Aktion. Lass uns starten!

 

Wann hast Du zum letzten Mal experimentiert?

 


Deine nächste Mission zum besten DU:
Lass uns noch heute etwas neues testen. Spielerisch, ohne Erfolgszwang und einfach aus der Lust am Ausprobieren. Was würde Dir einfallen?


Dieser Artikel erschien auf www.eigenerweg.com

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2 comments

  1. Hi Ariana,

    Lusitg, dass wir in zwei Tagen praktisch gegenteilige Artikel veröffentlicht haben, wobei ich sie eher als Ergänzung sehe: So einen Artikel habe ich auch mal gebraucht, denn bei mir gab es ehrlich gesagt schon eine Weile keine Experimente mehr.
    Das führt dazu, dass es dann auch mal fünf bis zehn Zucchinis (euer Wort „Zucchetti“ finde ich übrigens viel schöner) in einer Woche gibt. Richtig super ist das ja auch nicht ;)
    Jetzt wo du mich auf die Idee gebracht hast halte ich mal nach einem neuen Gemüse ausschau!

    1. Hi Janek
      Ich musste diese Woche auch schmunzeln – ich hatte den Entwurf schon vorbereitet und las danach deinen Artikel :-D
      Gerade beim Thema Ernährung schaffe ich es auch immer wieder, eine Woche lang dasselbe am Mittag zu essen und muss mich dann immer wieder an die Nase nehmen.
      Liebe Grüsse (und ich mag deinen Blog total)
      Ariana

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