Schneedecken die in der Sonne wie Brillanten funkeln. Verzauberte Märchenwälder in welchen „leise rieselt der Schnee“ endlich zur Realität wird. Pudriger Tiefschnee, der an sanfte Wolken erinnert. Ruhe und abgeschiedene Natur. Ein Reh, das zwischen den Tannen verschwindet. Das (und noch viel mehr) ist Schneeschuhwandern.
Ich war über den Jahrenswechsel im Val Müstair und habe meine ersten Schritte als Big Foot ausprobiert. Ganz brav mit einer Gruppe und einem erfahrenen (und hervorragenden) Guide – schliesslich war die Lawinengefahr in der Schweiz relativ hoch. Ausserdem konnte ich mir unter Schneeschuhlaufen absolut nichts vorstellen. Wird das wackelig? Rutschig? Anstrengend? Wo läuft man da durch?
Jetzt bin ich ein kleines bisschen weiser und möchte meine ersten Erlebnisse mit Dir teilen – besonders da ich mich schon nach den ersten Schritten in diese Sportart verliebt hatte und das Hochgefühl noch tagelang anhielt.
Wichtig: Ich war erst auf drei Schneeschuhtouren und gehöre daher selbst noch zu den Anfängern – Advanced Tipps kann ich Dir daher nicht geben. Aber vielleicht eine kleine Einstiegshilfe für andere Beginner :)
Was brauchst Du fürs Schneeschuhlaufen?
Kommen wir erst einmal zur Materialschlacht – wobei diese beim Schneeschuhwandern gar nicht mal so schlimm ausfällt:
Sportartikel
- Schneeschuhe: Ganz klar, ohne Schneeschuhe läuft es sich schwierig ;) Achte dabei darauf, dass du ein Modell hast, welches Du gut an Deine Schuhe anpassen kannst. Bei den ersten Versuchen würde ich sowieso erst einmal eines mieten, bis Du Dir sicher bist, ob das überhaupt eine Sportart für Dich ist.
- Stöcke mit grossen Tellern: Diese sind für den Aufstieg und im Tiefschnee unbedingt notwendig.
- Lawinenausrüstung: Wenn Du im Winter in den Bergen bist, gehören ein LVS-Gerät, eine Sonde und eine Lawinenschaufel immer zur Standardausrüstung.
Kleidung
- Unterkörper: Ich hatte eine lange Merinounterhose an und darüber eine wasserabweisende Softshellhose. Bei der Hose sind Gamaschen unglaublich wichtig (man ist z.T. nämlich wirklich tief im Schnee), sowie dass sie hinten etwas verstärkt ist, falls Du mal mit den Scharfen Zähnen der Schneeschuhe daran kommst. Ausserdem fand ich die Belüftungsreissverschlüsse an den Seiten äusserst praktisch.
- Oberkörper: Beim Aufstieg hatte ich nur ein T-Shirt, ein Longsleeve und eine Softshelljacke darüber an. Auf dem Gipfel wurde es manchmal ziemlich kalt – da war ich froh um eine weitere wärmende Schickt zum schnell darüber ziehen (Daune / Kunstdaune). Zusätzlich hatte ich immer eine Gore Tex Jacke als Wetterschutz dabei – diese jedoch nicht gebraucht. Wichtig ist hierbei, daran zu denken, dass Du das LVS unter der Jacke direkt am Körper trägst – die Jacken sollten daher nicht hauteng geschnitten sein. Wenn ich weiss, dass ich noch einen langen Rückweg vor mir habe, nehme ich zudem einen BH, ein T-Shirt, ein Longsleeve und ein Halstuch zum Wechseln mit. Selbst wenn Merino auch in nassem Zustand wärmen sollte – ich finde es einfach unangenehm, mit feuchten Kleidern herumzusitzen.
- Accessoires: Zusätzlich brauchst Du einen Schal oder ein Schlauchtuch, eine Mütze oder ein Stirnband (ich hatte ein Stirnband bei den Aufstiegen und oben eine wärmende Wollmütze), dünne Handschuhe für den Aufstieg und wärmere für lange Pausen.
Diverses
- Wie bei allen Wanderungen in den Bergen gehört ein Erste Hilfe Set in jeden Rucksack (inklusive Rettungsdecke), genügend Verpflegung und Getränke (im Winter bieten sich Thermosflaschen und warmer Tee an) und ein Taschenmesser. Ausserdem schleppe ich immer noch einiges an technischem Gerät (GPS Uhr, Handy, Fotoapparat) mit mir mit.
Das erste Mal Schneeschuhwandern – so gehts:
Eigentlich ist das Laufen mit Schneeschuhen ganz einfach: Du „läufst“ wie beim normalen Gehen, nur etwas breitbeiniger. Viele Schneeschuhe haben hinten eine Klappe, welche Du beim Aufwärtsgehen hochsetzen kannst – damit rutscht die Ferse nicht so weit nach unten. Bei steilen Abstiegen gehst Du am Besten etwas in die Knie und setzt die Schneeschuhe schön gerade auf, damit die Zacken sich in den Schnee krallen können. Es ist nicht rutschig und auch nicht wackelig.
Wenn Du mit einfachen und ausgeschilderten Routen startest, ist Schneeschuhlaufen wirklich für jeden geeignet und ganz easy. Solltest du die erste Person sein, die nach einem Schneefall die Route begeht, musst Du allerdings erst mal den Tiefschnee „spuren“. Das ist relativ kräftezehrend und ich würde daher immer genügend Zeit als Reserve einplanen.
Risiken beim Wandern mit Schneeschuhen
Wir hatten einen Guide dabei und bewegten uns daher auch abseits der Schneeschuhrouten – das würde ich aber nur denjenigen empfehlen, welche sehr fortgeschritten sind. Im Gegensatz zum Sommer sind nämlich keinerlei Wege zu erkennnen (eigentlich logisch aber dennoch immer wieder faszinierend).
Leider gab es in der Schweiz über die Festtage wieder einige tödliche Unfälle in den Bergen – auch mit Schneeschuhläufern. Die entsprechende Lawinenausrüstung gehört daher immer ins Gepäck (und sei es nur, um anderen im Notfall helfen zu können) – ausserdem ein voll geladenes Handy (am Besten mit Ersatzladegerät) oder ein anderes Gerät, um die Rettung alarmieren zu können. Selbstverständlich solltest Du wissen, wie man diese Geräte bedient. Beachte ausserdem immer die Lawinensituation und bewege Dich auf der konservativen Seite. Kein noch so schöner Weg ist es Wert, dafür Dein Leben oder das Deiner Freunde leichtsinnig aufs Spiel zu setzen.
Schwierigere Routen oder Routen im Tiefschnee würde ich zudem nicht alleine begehen. Auf unserer Tour sind mehrere Personen im Tiefschnee umgefallen und haben es nicht mehr geschafft, alleine aufzustehen ;) In der Gruppe ganz lustig – alleine dann aber doch wohl beängstigender (auch wenn ich glaube, dass es dann wahrscheinlich doch funktionieren würde).
Was würde ich nächstes Mal anders machen?
Ich würde das nächste Mal mit einer kleineren Gruppe losziehen – wir waren 12 Personen (und ein Bergführer) und es war fast unmöglich, einmal anzuhalten, um Fotos zu machen. Ein kurzer Schnappschuss mit dem Handy ging – Kamera auspacken, einstellen, sich dann womöglich noch hinknien und eine tolle Perspektive suchen – ausgeschlossen. Daher bin ich mit den Bildern hier auch nicht wirklich glücklich. Ausserdem würde ich zwischen den einzelnen Touren eventuell einen Pausentag einlegen – nach 3 Tagen hat eines meiner Knie wieder mal aufgegeben. Abgesehen davon waren es aber perfekte Touren, welche ich genau so wiederholen würde.
Ich hoffe, ich konnte Dir mit diesem Beitrag diese wunderschöne Sportart etwas näher bringen und bin jetzt natürlich sehr gespannt: Warst Du schon einmal mit Schneeschuhen unterwegs?
Dieser Artikel erschien auf www.eigenerweg.com / Bilder von mir
Schneeschuhwandern klingt spannend…. leider gibt es hier im Rheinland nicht mal genügend Schnee für einen Winterspaziergang! Ich muss wohl doch mal die schöne Schweiz besuchen….
Liebe Grüße
Gabi
Liebe Gabi
Ich musste auch erst einmal 4.5 Stunden fahren, bis ich in diesem prächtigen Winterland war – hier in Basel regnet es und hat frühlingshafte 15 Grad :-)
Liebe Grüsse
Ariana